Forscher der Uniklinik Heidelberg und der New Yorker Columbia University fanden heraus, dass Proteine der Zellkernporen eine Schlüsselrolle bei der Krebsabwehr spielen.

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Eine wichtige Grundlage, um Tumore genauer zu charakterisieren und künftig besser bekämpfen zu können, entdeckten Wissenschaftern der Uniklinik Heidelberg und der New Yorker Columbia University. Sie konnten zeigen, dass ein bestimmtes Protein, das als Bestandteil einer Pore in der Zellkernhülle platziert ist, wichtige Botenmoleküle vor dem Abbau schützt. Diese tragen als Teil einer Signalkette mit dazu bei, dass Zellen sich nicht unkontrolliert vermehren und zu Tumoren heranwachsen.

Wichtige Rolle bei Krebsabwehr

Eine Schlüsselrolle bei der Abwehr von unkontrollierten Zellteilungen spielt das Protein p53, das die Bildung zahlreicher anderer Proteine anstößt und so das Wachstum beschädigter beziehungsweise veränderter Zellen stoppen kann. Die genetische Bauanleitung für diese Proteine gelangt in Form spezieller Botenmoleküle, der sogenannten mRNA, aus dem Zellkern durch Poren in der Kernhülle zu den Orten der Eiweißproduktion. Bisher ging man davon aus, dass diese Kernporen lediglich als Schleuse fungieren, aber keinen Einfluss auf das weitere Schicksal der mRNA haben.

In ihrer Studie, die im Fachmagazin "Molecular Cell" veröffentlicht wurde, haben die Forscher erstmals nachgewiesen, dass die Proteine der Kernporen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Krebsabwehr um p53 spielen. Sie entdeckten, dass das Porenprotein Nup98 an bestimmte mRNAs der p53-Signalkette andockt. "Nup98 bindet nur einige ausgewählte Signalmoleküle mit charakteristischen Erkennungsstellen. Diese Bindung scheint die mRNAs vor dem Abbau zu schützen bis diese zur Eiweißbildung verwendet werden", sagt Pathologe Stephan Singer.

Basis für künftige Therapien?

Fehlt Nup98 in der Kernpore, werden diese mRNAs rasch wieder abgebaut – die Signalkette, die das Zellwachstum stoppt, ist unterbrochen, es kann Krebs entstehen. An Gewebeproben aus Tumoren des Leberzellkarzinoms zeigte sich, dass bei einem Viertel der Patienten Nup98 in geringeren Mengen als bei Gesunden vorliegt. Wirkstoffe, die an der schützenden Funktion der Kernporen ansetzen, könnten in Zukunft die Therapie bei bestimmten Krebsarten unterstützen. (red, derStandard.at, 9.4.2013)