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Im Vorjahr marschierten die Burschenschafter auf. Ob sie heuer auf den Heldenplatz kommen, ist offen - ihre Gegner sind gerüstet.

Foto: apa/oczeret

 Wien - Einen Monat vor dem heftig kritisierten "Totengedenken" deutschnationaler Burschenschafter formiert sich Widerstand - dieses Mal aber anders als gewohnt. Dem Mauthausen Komitee ist nämlich ein Coup gelungen: Am 8. Mai, dem Jahrestag der Kapitulation des Nazi-Regimes, werden die Wiener Symphoniker zum Gratis-Open-Air-Konzert auf den Wiener Heldenplatz laden.

"Die Grundidee war, dass wir aus dem ewigen Hin und Her - da die schlagenden Burschenschafter, dort die antifaschistische Gegendemonstration - ausbrechen wollten", sagt Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees, im Gespräch mit dem STANDARD. Im vergangenen Jahr haben mehr als tausend Menschen gegen die rechte Veranstaltung demonstriert.

Noch ist bei der Landespolizeidirektion keine Anmeldung der Burschenschafter-Veranstaltung eingelangt, allerdings habe man dafür "noch sehr viel Zeit", erklärte ein Sprecher am Montag.

Heuer wird jedenfalls der Heldenplatz mit einer großen Bühne für das Orchester in Beschlag genommen - ob dann überhaupt Platz für die Burschenschafterfeier wäre, ist fraglich. "Musik ist eine universelle Sprache und wie geschaffen dafür, über weltanschauliche Grenzen hinweg Brücken zu bauen", begründet Johannes Neubert, Geschäftsführer der Wiener Symphoniker, die Entscheidung: Die Symphoniker würden sich "daher sehr freuen, am 8. Mai aus Anlass des Kriegsendes ein Festkonzert an einem historisch so bedeutsamen Platz wie dem Heldenplatz zu spielen. Für uns ist dieses Konzert ein Festkonzert im wahrsten Wortsinne und ein Bekenntnis zu Demokratie und Freiheit in Österreich."

Jährliches Großereignis

Geht es nach Willi Mernyi, soll dies der Auftakt für ein jährlich stattfindendes Großereignis am 8. Mai sein. Dass es "massive Überlegungen" der Regierung gibt, wie schon vergangenes Jahr am Vormittag zu einem Staatsakt zu laden, findet Mernyi stimmig, aber: "In Kombination mit dem Konzert der Wiener Symphoniker ist das gut. Wenn sich nur die Spitze der Republik auf die Schultern klopfen würde, wäre das aber zu wenig." Wer vor dem Konzert eine Rede halten wird, ist noch offen. Klar ist, dass Zeitzeugen zu Wort kommen werden. Ebenso sicher ist für ihn: "Das Ziel ist eine Musikveranstaltung mit Reden - nicht umgekehrt."

Damit nicht nur abends die Befreiung gefeiert wird, organisiert die zivilgesellschaftliche Initiative "Jetzt Zeichen setzen" unter anderem Workshops, Informationsveranstaltungen und "antifaschistische Spaziergänge". Außerdem möchte die Initiative, der zahlreiche Organisationen von der Kultusgemeinde über NGOs bis zu SPÖ und Grünen sowie viele Künstler angehören, die Österreicher aufrufen, sich extra einen Urlaubstag zu nehmen. Koordinator Niki Kunrath von den Grünen: "Wir laden die Bürger ein, unter dem Motto 'Nimm dir frei am 8. Mai' gemeinsam mit uns einen ersten demokratischen Feiertag zu begehen." (Peter Mayr, DER STANDARD, 9.4.2013)