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Wenige Anbieter kontrollieren den Markt für Regelenergie in Österreich. Das Preisniveau ist hoch.

Foto: apa/epa/Rolf Haid

140 Millionen Euro hat allein 2012 der Ausgleich von Kurzfristschwankungen im Stromnetz gekostet, 65 Millionen Euro mehr als 2010. Die Kosten werden auf die Kunden überwälzt. Mehr Wettbewerb soll die Kosten drücken helfen.

"Zu wenige Anbieter, zu wenig Wettbewerb, zu teuer." So lässt sich die Kritik von Konsumentenschützern und Verantwortlichen von Stromnetzgesellschaften am Einsatz von Regelenergie in Österreich zusammenfassen. Betroffen vom Kostenanstieg sind aber auch Windkraftbetreiber, weil die Abwicklungsstelle für Ökostrom (OeMAG) ebenfalls vom Kostenschub erfasst ist.

Allein 2012 haben sich die Aufwendungen für Regelenergie nach Angaben der E-Control auf etwa 140 Millionen Euro summiert; das sind, in alten Schillingen ausgedrückt, fast zwei Milliarden. Zwei Jahre davor war es fast die Hälfte weniger - in Summe rund 75 Millionen Euro. "Es ist nicht transparent, es gibt keinen gesamthaften Bericht darüber", sagte der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl, dem STANDARD.

Regelenergie wird im Gegensatz zu Bandstrom (Grundlast) nicht an der Börse gehandelt, sondern auf einem eigenen Markt. Notwendig ist Regelenergie zum sekundengenauen Ausgleich kurzfristiger Schwankungen. Weil Strom nicht speicherbar ist, muss immer so viel Strom ins Netz eingespeist werden, wie gerade nachgefragt wird. Normalerweise weichen die Prognosen nur leicht vom Verbrauch ab. Aber auch kurzfristige Spannungsänderungen müssen sofort ausgeglichen werden. Dafür wird auf Kraftwerksleistung zurückgegriffen, die von interessierten Anbietern vorgehalten wird. Der Preis für Regelenergie ist deutlich höher als für Grundlast, da sie durch rasch hochfahrbare Spitzenlastkraftwerke abgedeckt wird, deren Produktionskosten vergleichsweise hoch sind. Je nach Versorgungslage im Stromnetz können für eine Kilowattstunde bis zu 1,50 Euro - etwa sechsmal mehr, als Endverbraucher zahlen - von den Energieversorgern berechnet werden.

Bei der E-Control weiß man um die Probleme. "Es hat in Summe gut 70 Besprechungen mit Interessierten gegeben, um ein Marktmodell zu finden und außer dem Verbund auch noch andere einzubinden", sagte Geschäftsführer Martin Graf. Derzeit liefert eine Handvoll Produzenten Regelenergie, unter anderem Kelag und Tiwag. Die Preise werden mittels Ausschreibung ermittelt.

"Wir versuchen, zusätzliche Anbieter auf den Markt zu bringen", sagte Graf. Das könnten Industriebetriebe sein, die über eigene Kraftwerke verfügten, aber auch Windparkbetreiber, die nach 13 Jahren aus dem Förderregime fallen und ein neues Geschäftsmodell benötigten. Zudem versuche man, den Regelenergiemarkt nach Deutschland, Slowenien und in die Schweiz zu öffnen.

Eine der Ursachen für die gestiegenen Regelenergiekosten sieht Graf auch in der zunehmenden Volatilität in den Stromnetzen aufgrund stark gestiegener Mengen an erratisch anfallendem Wind- und Solarstrom.

"Erneuerbare Energie mag auf lange Sicht zu erhöhter Volatilität führen, erklärt die jüngsten Preissprünge aber nicht", sagte Moidl. "Die Regelenergiemenge hat sich von einem Jahr auf das andere nur unwesentlich erhöht, die Preise sind aber explodiert." Mehr Anbieter sei sicher eine Möglichkeit, dass es zu einer Preisdämpfung kommt. Dazu müssten aber auch die Kriterien zur Lieferung von Regelenergie gelockert werden. (Günther Strobl, DER STANDARD, 9.4.2013)