Girls Rock Camp in der Praxis: Aufnehmen im Tonstudio.

Foto: pink noise Girls Rock Camp/Mäx Mares

Neben Instrumentenkursen werden beim Girls Rock Camp auch DJ-Workshops angeboten.

Foto: pink noise Girls Rock Camp/Mäx Mares

HotSpot? ist eine der Bands, die beim Girl Rock Camp 2012 gegründet wurden.

Foto: pink noise Girls Rock Camp

Im August heißt es wieder: Girls rock! Dann startet das "Pink Noise Girls Rock Camp" in Niederösterreich - ein einwöchiges Musikcamp, das musikbegeisterten Mädchen und Frauen mit Rat und Tat zur Seite steht bei der Gründung einer eigenen Band. Das Camp-Angebot umfasst unter anderem Songwriting-Workshops, Instrumentenkurse und Bandcoaching-Einheiten, aber auch Selbstverteidigung sowie Anleitungen für ein selbstsicheres Auftreten auf (und außerhalb) der Bühne. 

Das Wörtchen "Rock" steht dabei nicht zwingend für ein bestimmtes Genre: So sind mit DJ- und Hip-Hop-Workshops auch andere Musikstile und jugendkulturelle Ausdruckformen vertreten. Teilnehmen können Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 21 Jahren, gleich, ob sie bereits musikalische Vorkenntnisse besitzen oder als "Newbies" dazustoßen.

Grrrls on Air

Veranstalter des niederösterreichischen Girls Rock Camp (GRC), das heuer zum dritten Mal über die Bühne geht, ist der Verein Pink Noise. Das junge Team organisiert jedoch nicht nur das GRC, sondern setzt das ganze Jahr hindurch queer-feministisch inspirierte popkulturelle Events in die Praxis um - zuletzt im Herbst 2012 mit dem Waschsalon-Konzert "Wash That Sound" im Rahmen des Kulturfestivals WienWoche.

"Freiräume für die Selbstermächtigung von Mädchen* und Frauen* in Pop- und Jugendkulturen" zu schaffen, lautet das erklärte Ziel des Vereins, der an der Schnittstelle zwischen feministischer Mädchenarbeit und kultureller Vermittlung arbeitet und Do-it-yourself-Ansätze mit verschiedenen popkulturellen Strömungen kurzschließt. "Musik stellt dabei das zentrale Werkzeug dar, um Mädchen als selbstbestimmte Akteur_innen zu unterstützen und sichtbar zu machen", heißt es in der Selbstdarstellung des Vereins. Sein leitendes Prinzip ist die nichthierarchisch organisierte Vermittlung von Wissen und Skills.

Rosa Lärm in Wels

In diesem Jahr dient der Alte Schlachthof in Hollabrunn als Proberaum, Musikwerkstätte und Konzertsaal für das "Girls Rock Camp" - und neuerdings auch als Radiostation, denn diesmal lautet das Schwerpunktthema "Radio". Dabei lernen die Teilnehmerinnen die Basics in Sachen Radiotechnik und alle einzelnen Phasen des Produktionsprozesses einer Sendung kennen und gestalten eigene Musikbeiträge.

Um die Wartezeit bis zum Sommer zu verkürzen, organisieren die Aktivistinnen von Pink Noise im Vorfeld - konkret zwischen 11. und 13. April - zusammen mit dem Jugendmedienfestival YOUKI eine Art Mini-Ausgabe des GRC in Wels: Auf dem Programm stehen neben einer moderierten Schulvorstellung des Kinofilms "Oh Yeah, She Performs!" von Mirjam Unger auch ein Songwriter-Workshop mit Vera Kropf (Gitarristin/Sängerin der Band Luise Pop), Gesprächsrunden zum Thema Jugendkultur und Girlsrock sowie wechselnde DJ-Sets im Medien Kultur Haus Wels.

"Girls Rock Camp" als globales Phänomen

Die Idee und das Konzept der "Girls Rock Camps" stammen ursprünglich aus der Riot-Grrrl-Bewegung der 1990er-Jahre, die unter anderem die männliche Dominanz in der Rockmusik und die stereotypen Rollenzuschreibungen an Frauen in popkulturellen Kontexten (als Sängerin, Groupie oder Fan) angriff.

2001 wurde das erste Rockmusik-Camp für Mädchen in Portland, Oregon organisiert (damals noch unter dem Namen "Rock 'n' Roll Camp for Girls") - mit durchschlagendem Erfolg. Seitdem sind in ganz Nordamerika Rock-Camps dieser Art entstanden, inklusive der "Ladies Rock Camps" für erwachsene Frauen. Ab 2003 fanden die ersten Girls Rock Camps in Europa statt. Heute zählt die internationale "Girls Rock Camp Alliance" über vierzig Camp-Organisationen aus den USA, Kanada und Europa. (red, dieStandard.at, 8.4.2013)