Graz

Die Metastasenbildung bei Prostatakrebs soll durch Plasmaanalyse früher erkannt und besser kontrolliert werden. Ein Forscherteam der Med-Uni Graz arbeitet gemeinsam mit Kollegen des Uniklinikums Hamburg Eppendorf an einem genetischen Testverfahren zur Erkennung der wiederkehrenden bzw. metastasierenden Prostatakarzinomerkrankung. Ihre Erkenntnisse haben sie in der aktuellen Online-Ausgabe von "Genome Medicine" veröffentlicht.

Das Prostatakarzinom zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. Europaweit werden rund 2,6 Millionen neue Diagnosen jährlich gestellt. Operation oder Strahlentherapie, antihormonell wirksame Medikamente sowie Chemotherapeutika stehen therapeutisch zur Verfügung. Ein Fortschreiten der Erkrankung lässt sich in vielen Fällen trotzdem nicht aufhalten.  Verlaufkontrollen, die frühzeitige Veränderungen ermöglichen, haben daher einen besonderen Stellenwert. Grazer Forschern ist es nun gelungen, im Blut zirkulierende charakteristische genetische Veränderungen zu erfassen.

Blut statt Gewebe

Die Charakterisierung chromosomaler Veränderungen kann wesentlich zur individuellen Risikoabschätzung aber auch zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze beitragen. Eine solche Genanalyse wurde nach vorausgehender Gewebebiopsie vorgenommen. Im Gegensatz dazu werde bei der "flüssigen Biopsie" (liquid biopsy) nur eine Blutprobe des Patienten benötigt, schildern die beiden Grazer Studienautoren Michael Speicher und Jochen Geigl vom Institut für Humangenetik der Med-Uni Graz.

Dabei wird aus dem Blutplasma Erbgut isoliert und analysiert. Weil absterbende Tumorzellen ihr Genmaterial in die Blutzirkulation abgeben, können mit entsprechenden Computeralgorithmen aus der Plasma-DNA Charakteristika des Tumorgenoms errechnet und Änderungen der für die Erkrankung verantwortlichen Gene erfasst werden. Obwohl es sich bisher um nur eine kleine Studie handelt (25 Personen ohne Krebs und zehn Personen mit Prostatakrebs) konnten bereits mehrere chromosomale Veränderungen in Form von Translokationen bestätigt werden.

Laut den Autoren können bestimmte Veränderungen auch Resistenzen gegen eine verabreichte Therapie anzeigen. Die "einfache Anwendung sowie die geringen Kosten der 'liquid biopsy'" würden aus dem genetischen Testverfahren eine "geeignete Alternative zur herkömmlichen Biopsie" machen, resümieren die Autoren. (APA/red, 8.4.2013)