Es tut sich was, bei den Supersportlern aus Japan. Heuer legt Kawasaki die 636er neu auf. Mehr Hubraum, mehr Leistung, mehr Drehmoment

Bei den Supersport-Bikes war es in den letzten Jahren ein wenig wie beim Songcontest. Es kommt einfach nix Besseres nach. Das lag aber nicht daran, dass die Nachfolger schlechter waren als die Vorgänger, sondern viel mehr an dem Umstand, dass es kaum Nachfolger gab. Selbst die neue 1000er von BMW war kaum mehr als ein Facelift.

Foto: kawasaki

Gerade in der 600er-Klasse aus Japan tat sich wenig. Da eine neue Verkleidung, hier ein neuer Dämpfer, dort ein modifizierter Endtopf und fast überall neue Farben. Aber im Grunde änderte sich nicht viel. Wer aus der Kiste heraus vorne dabei sein wollte, musste zur Yamaha YZF 6R greifen, bei wem Geld keine Rolle spielte, der lugte daher erst gar nicht in Richtung Fernost.

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Jetzt hat Kawasaki ein geniales Motorrad überarbeitet. Die 636er Ninja. Sie ist ein wenig wie eine 600er, fährt sich auch genau so, hat aber das Alzerl mehr Moach. In Hubraum sind das, wie der Name schon sagt, 36 Kubikzentimeter.

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Damit schlägt sie in Leistung und Drehmoment – zumindest am Papier – die 6er Yamaha. Denn sie bringt es auf 131 PS und 71 Newtonmeter. Vor allem durch den längeren Hub konnten die Techniker mehr Leistung und mehr Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen aus dem Motor holen.

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Damit kauft man den üblichen 600ern die Schneid ab – klar. Nur ein kleines Manko hatte Kawasaki immer. Die Kawas waren nicht einfach zu fahren. Zum Einlenken brauchte man mehr als nur das Vertrauen in den Grip und den richtigen Blick. Da musste schon Ärmelkraft dahinter sein.

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Die Konstrukteure bei Kawasaki haben sich das zu Herzen genommen und bei der aktuellen 636er den Nachlauf und den Lenkkopfwinkel geändert, um das Handling zu verbessern.

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Wer eine Kawa besitzt, ist stolz darauf, ein Eisen zu bändigen, das nicht jeder aus dem Stand heraus schnell bewegen kann. Dieser sportlichen Einstellung zollt Kawasaki mit der noch strengeren Sitzposition Tribut. Man kauert nun noch böser hinter dem Lenker. Das ist nix für Gondoliere, die sich gerne die Gegend anschauen, denn ihnen werden wohl die Arme einschlafen.

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Natürlich ist KTRC, die Traktionskontrolle von Kawasaki, auch auf der 636er verbaut. In drei Modi wählt man zwischen "Habe Angst" und "Mir is wurscht". Dabei steuert man nicht nur den Eingriff bei Slides, sondern auch die maximale Leistung, die auf das Hinterrad wirkt.

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Optisch hat sich auch einiges verändert. Aus dem ursprünglich hässlichen, aber schnellen Entlein ist ein Schwan geworden. Nicht nur von vorne – auch der kurze Endschalltopf trägt dazu bei. Spannend dabei ist, dass dieser nicht lauter und böser, sondern leiser gemacht wurde.

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Dafür sind die Bremsscheiben gewachsen. Vorne arbeiten zwei schwimmend gelagerte 310 Millimeter große Scheiben mit Vierkolben Monobloc-Festsätteln zusammen, hinten eine 220 Millimeter große Einzelscheibe mit einem Einkolben Schwimmsattel. Damit es auch beim Schalten zu nicht böse ruckelt, verbaut Kawasaki eine Anti-Hopping-Kupplung.

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Unterm Strich bedeutet das: 13.799 Euro für eine bitterböse 600er Supersport – das ABS schlägt mit weiteren 1000 Euro zu Buche – mit der man bei 600er-Rennen nicht starten darf. Wer aber abseits des Racefeelings auf kleine Kubaturen steht, der wird mit der 636er vorne dabei sein. Wie sich die Kawa gegen die Yamaha schlägt – Rundenzeiten hängen ja nicht nur von der Leistung ab – wird sich sicher bald herausstellen. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 8.4.2013)

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