110 Jahre. Die Motorradschmiede aus Milwaukee feiert Geburtstag, die Fans geben sich von Schmähvokabeln wie "fossil" und "für Menschen nach der Midlife-Crisis" unbeeindruckt. Und kontern: Kult

Krisengewinner. So könnte man Harley-Davidson nennen, wenn man böse ist. Sie leben heute von der Krise, die angeblich besonders gerne Männer jenseits der 40 befällt, die sich mit der Krawatte um den Hals ihren Wohlstand erarbeitet haben. Zu den günstigen Motorrädern gehören die schweren Eisen aus Milwaukee - im Bild die aktuelle Palette - ja nicht, sind deshalb nichts für Jugendliche.

Foto: harley-davidson

Zudem spielt Harley-Davidson der böse Ruf der Outlaws in die Hände. Rockerbanden sind bekannt dafür, sich diesen Motorrädern verschrieben zu haben. Sie schauen in ihren Lederkutten nicht nur böse aus, sondern sind es auch. (In weiterer Folge wird diese Story vom letzten Jahres-Treffen der kubanischen Harley-Besitzer illustriert. Gefahren werden hier - revolutionsbedingt - nur Bikes bis Modelljahrgang 1959.)

Foto: harley-davidson

Bild nicht mehr verfügbar.

Dieses Etikett scheint zu gefallen, wenn die Krawatte am Wochenende im Kasten bleiben darf. Nur den Outlaws, denen gefällt es gar nicht, dass die Guten auch Harley fahren.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Am 4. Juli 1974, Independance Day, prügeln sich Bikerbanden in Hollister derartig, dass die Ausschreitungen als Nachricht um die Welt gehen. Die US-Biker-Vereinigung AMA entschuldigte sich bei der Bevölkerung mit der Aussage, dass nur ein Prozent der Biker Outlaws seien, der Rest aber ganz ordentliche Fahrer, die am Wochenende bei einer Ausfahrt Spaß haben wollen.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Seit damals nähen sich die Outlaws gerne ein Patch mit dem Zeichen "1%" an die Kutte, um sich von den Managern und Wochenend-Bikern abzugrenzen.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Das war sicher nicht die Intention, die William Harley und Arthur Davidson dazu veranlasste, 1903 ihr erstes Motorrad in einem kleinen Schuppen zu bauen. Bis die Marke aber ihren heutigen Kultstatus erreichte, durchlief sie auch weniger angenehme Krisen als die des vorrückenden Alters.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Große Innovationen im Motorradbau waren nie das Markenzeichen Harley-Davidsons. Das treibt die Marke nach dem Zweiten Weltkrieg fast in den Konkurs. Die  Abwärtsspirale erreicht in den 1970er-Jahren einen weiteren Tiefpunkt, als Harley-Davidson nur mehr 30.000 Motorräder weltweit absetzen kann (ca. 250.000 waren es 2012).

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Harley geht an die Börse, um neues Geld zu lukrieren. Erst in den 1980er-Jahre manövriert sich der Laden langsam aus der unternehmerischen Schräglage, als Willie Davidson ihn wieder zu einem Familienbetrieb macht.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Filme wie Easy Rider, die die große Freiheit auf Rädern versprechen, helfen bei der Gesundung und tragen bis heute zum Erfolg bei. Denn Freiheit und Cruisen kann man auch genießen, wenn man an sich nicht gut Motorrad fährt.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Und Schräglagen, diesmal im Wortsinn, sind sowieso nicht die Spielwiese einer Harley, schon der Kurveneingang wird mit aufsetzenden Trittbrettern quittiert.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

So finden die sportlichen Fahrer heute ihre Motorräder in Japan und bei KTM in Österreich. Jene, die vor allem auf Kult und Image Wert legen, rodeln am Wochen ende in Rudeln mit ihren schwerfälligen Harleys durch die Berge.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

So finden die sportlichen Fahrer heute ihre Motorräder in Japan und bei KTM in Österreich. Jene, die vor allem auf Kult und Image Wert legen, rodeln am Wochen ende in Rudeln mit ihren schwerfälligen Harleys durch die Berge.

Foto: ap/ramon espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Glücklicher sind wohl Letztere, wenn sie nicht gerade 1%er sind. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 5.4.2013)

Mehr zum Thema
2013: Das Jahr der Nieten

Link
Harley-Davidson

Foto: ap/ramon espinosa