Zwischen den Pavillons des Otto-Wagner-Spitals am Steinhof dürfen keine Neubauten errichtet werden, empfiehlt die Expertenkommission. Eine Trägergesellschaft soll das Gesamtareal verwalten.

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Wien - Der Architekt Adolf Krischanitz fand eine knappe Zusammenfassung für das jahrelange Hin und Her um die Neunutzung des Geländes des Otto-Wagner-Spitals am Steinhof: "Das ist keine besonders glückliche Geschichte." Er ist Vorsitzender einer Kommission, die am Mittwoch ihre Nutzungsempfehlungen für das Areal im 14. Bezirk präsentierte.

Ursprünglich sollte sich das Gremium lediglich mit dem Ostteil befassen, dessen geplante Verbauung eine Bürgerinitiative seit Jahren bekämpft. " Man kann das aber nur im Zusammenhang mit dem Gesamtareal betrachten", betonte Krischanitz.

Die Empfehlungen im Detail:

  •  Im Zentrum des Expertenpapiers steht die Empfehlung, dass das gesamte Krankenhaus-Areal auch weiterhin im Eigentum der öffentlichen Hand bleiben soll - und mit zeitlich begrenzten Nutzungsrechten, etwa im Baurecht, vergeben werden soll. Das würde in erster Linie die Errichtung geförderter Wohnbauten bedeuten, so Krischanitz.
  •  Weiters dürfen im Hauptteil, im westlichen Bereich, in den Freiräumen und zwischen den Pavillons keine Neubauten errichtet werden.
  • Die beiden Grünstreifen und die Achse Pathologie - Kirche am Steinhof dürfen oberirdisch nicht verbaut werden.
  • Die Gebäude sollen nur unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten neu genutzt werden.
  • Und, so eine weitere Forderung: Eine Trägergesellschaft soll das gesamte Areal verwalten, für das auch Nachnutzungskonzepte entwickelt werden sollen.
  •  In den kommenden Monaten soll in einem Testplanungsverfahren ermittelt werden, wo im Ostteil allenfalls gebaut werden kann. Krischanitz beziffert die Obergrenze mit 300 Wohnungen. Geht es nach der Expertenkommission, sollen Sammelgaragen errichtet werden, damit das gesamte Areal künftig autofrei bleiben kann.

Ursprünglich wollte die stadteigene Wohnbaugenossenschaft Gesiba auf dem Steinhof-Areal rund 600 Wohnungen errichten. Als die Bürgerproteste gegen die Bebauungspläne lauter wurden und vor allem die "Kronen Zeitung" dagegen kampagnisierte, stellte Bürgermeister Michael Häupl (SP) das Projekt, zu dem es bereits einen Gemeinderatsbeschluss gab, zurück an den Start. Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou initiierte daraufhin ein Mediationsverfahren, das auf die Bedenken der Bürger Rücksicht nehmen sollte.

Bürgerplattform will Weltkulturerbe

Die Bürgerplattform "Steinhof erhalten", die für das Gelände den Status eines Weltkulturerbes fordert, sieht jedenfalls auch weiterhin keine Notwendigkeit für neue Wohnbauten. "Auf einem Areal, auf dem in absehbarer Zeit 60 Gebäude leerstehen werden, ist das nicht notwendig", sagte Christine Muchsel. Vielmehr sei es wichtig, dass die therapeutischen Einrichtungen und Notschlafstellen, die es derzeit dort gibt, erhalten blieben. Die bestehenden Gebäude sollten zum Beispiel für betreutes Wohnen oder für Studentenheime genutzt werden.

Für das Expertengremium wäre eine Nachnutzung durch Institutionen aus dem medizinischen Bereich wünschenswert. Für den Ostteil sei jedenfalls eine minimale Bebauung samt Grünraumgestaltung denkbar.

Schutz für Grünstreifen

Planungsstadträtin Vassilakou, die zugesagt hatte, dass die Empfehlungen umgesetzt würden, ist mit diesen jedenfalls happy. "Ich würde jeden einzelnen Punkt unterschreiben", sagte sie am Mittwoch zum Standard. Nun müssten die Vorschläge in der Stadtregierung diskutiert werden. "Das kann keine einsame Entscheidung von mir sein." Das Areal dürfe keine Geisterstadt werden. Fix ist für die grüne Vizebürgermeisterin auf jeden Fall eines. "Die Grünstreifen werden widmungstechnisch gegen eine Verbauung geschützt." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 4.4.2013)