Der Gemeindebau am Laaerberg ist einer von 2300 in Wien. Rund 500.000 Menschen wohnen in den städtischen Bauten.

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Frage: Wie wohnen die Österreicher?

Antwort: Die Statistik Austria zählte 2011 3,65 Millionen Hauptwohnsitzwohnungen. Ein guter Teil der Österreicher lebt im eigenen Haus, mehr als 1,4 Millionen Eigenheime sind Hauptwohnsitz-gemeldet, etwa gleich viele werden gemietet. Eigentumswohnungen machen mit 392.000 eher einen geringen Anteil aus. In Wien ist der Anteil an Nichteigentümern mit Abstand am größten. Von den 854.000 Hauptwohnsitzwohnungen sind mehr als 650.000 gemietet.

Frage: Wo ist Wohnen in Österreich am teuersten?

Antwort: Innsbruck ist die mit Abstand teuerste Landeshauptstadt, sowohl beim Eigentum (3800 Euro pro Quadratmeter) als auch bei der Miete (12,2 Euro). Tirol ist mit einem Quadratmeterpreis von 10,95 Euro überhaupt das teuerste Bundesland, gefolgt von Wien (10,43 Euro) und Salzburg (9, 28 Euro). Die günstigsten Landeshauptstädte sind traditionell St. Pölten und Eisenstadt.

Frage: Wie entwickeln sich die Immobilienpreise derzeit?

Antwort: Die Preise steigen am stärksten in den Ballungsräumen, neben Wien ist laut aktuellen Zahlen der Plattform immobilien.net der oberösterreichische Zentralraum Linz-Wels-Steyr der neue Hotspot der Preisentwicklung. In Kärnten hingegen sinken die Miet- und Kaufpreise. Vergleicht man die Preisentwicklung je nach Vermieter, dann gibt es die größte Steigerung bei Privaten - die noch dazu meist befristet vermieten. Laut einer Berechnung der Arbeiterkammer sind nicht die Betriebskosten, sondern die Mieten die großen Preistreiber.

Frage: Kann die Regierung die private Vermieter überhaupt dazu bringen, weniger zu verlangen?

Antwort: Nein. Sie kann nur durch geförderten Wohnbau versuchen das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auszubalancieren. Allerdings spießt es sich schon an der Frage, ob die Wohnbaugelder, die die Länder im Zuge des Finanzausgleichs bekommen, zweckgebunden sein sollen; dagegen wehren sich vor allem schwarze Landesregenten. Die Mieten könnten aber transparenter werden, indem das System der Zuschläge durchforstet wird. Die SPÖ will außerdem, dass die Maklerprovision der Vermieter zahlt. Allerdings gibt es bei all diesen Maßnahmen die Befürchtung, dass die Mehrkosten erst recht wieder indirekt dem Mieter verrechnet werden.

Frage: Wie soll das gehen bis zur Nationalratswahl im Herbst?

Antwort: Bundeskanzler und Vizekanzler haben am Mittwoch verkündet, dass sie eine Arbeitsgruppe aus drei roten und drei schwarzen Regierungsmitgliedern einsetzen. Diese soll bis Mai Vorschläge liefern. Übrigens wollen sie die Diskussion nicht als Wahlkampf verstanden wissen.

Frage: Warum gibt es rund um die Wiener Gemeindebauten immer wieder politische Scharmützel?

Antwort: Nichts steht plakativer für das rote Wien als die 2300 über die ganze Stadt verteilten Gemeindebauten, in denen mehr als 500.000 Menschen wohnen. Politisch betrachtet sind sie traditionell eine Bastion der Sozialdemokratie, allerdings holen die Freiheitlichen dort auf. Laut einer Analyse des Instituts Sora votierten bereits 29 Prozent der Gemeindebaubewohner bei der Wahl 2010 für die FPÖ, die SPÖ kommt aber mit 57 noch immer auf eine bequeme absolute Mehrheit.

Frage: Wie kommt man in Wien zu einer Gemeindebauwohnung?

Antwort: Wichtigstes Kriterium ist das Einkommen, allerdings sind die Grenzen relativ hoch: Eine Einzelperson darf 14-mal pro Jahr netto bis zu 3017,86 Euro verdienen, bei zwei Personen sind es 4497,14 Euro. Die ÖVP hat vorgeschlagen, das Einkommen der Gemeindebaubewohner in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, die SPÖ lehnt dies aber kategorisch ab. Die österreichische Staatsbürgerschaft ist kein Kriterium mehr, auch EU-Bürger, Asylberechtigte oder Drittstaatsangehörige mit Aufenthaltstitel können in den Gemeindebau ziehen. Voraussetzung für die Ausstellung eines sogenannten Vormerkscheins für eine Wohnung ist aber jedenfalls eine gewisse Bedürftigkeit, etwa weil die aktuelle Wohnung überbelegt oder gesundheitsschädigend ist oder die Personen unter 30 Jahren sind und noch keine eigene Wohnung haben. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 4.4.2013)