So weit SPÖ und ÖVP in ihren Vorschlägen zur Senkung der Wohnkosten auseinanderliegen, eines haben sie gemeinsam: Ihre Positionen sind von Ideologie getrieben und gehen an den wirtschaftlichen Realitäten vorbei. Im vielleicht wichtigsten Wahlkampfthema das Jahres liegen beide falsch.

Die SPÖ will die steigenden Mieten begrenzen, indem sie Zuschläge im Richtwertsystem einschränkt und Befristungen verhindert. Doch damit wird nicht mehr Wohnraum geschaffen, sondern tendenziell weniger.

Denn wenn sich Vermieten nicht lohnt, wird weniger gebaut und vor allem weniger in die Instandhaltung gesteckt. Irgendwann entsteht eine Art von Schwarzmarkt, wie einst, als man ohne hohe Ablösen überhaupt keine Mietwohnung erhielt.

Die ÖVP lehnt solche plumpen Eingriffe in den Markt ab - zu Recht. Dafür will sie überhaupt den Mietwohnungsmarkt einschränken und stattdessen Eigentum fördern - ein Volk von Eigentümern schaffen. Wozu das führt, konnte man in den vergangenen Jahren in den USA, in Spanien oder Irland beobachten.

Wenn Menschen zu Eigentum gedrängt werden, die es sich nicht wirklich leisten können, gefährdet es ihre finanzielle Sicherheit und die der ganzen Nation. Eigentum ist dem Mieten nicht überlegen – im Gegenteil. Ein großer Mietwohnungsmarkt schafft ökonomische Flexibilität und verhindert, dass sich Haushalte überschulden.

Aber dafür müssen Mieten auch auf Angebot und Nachfrage reagieren können, was wiederum die SPÖ nicht will. Geschützte Mieten benachteiligen vor allem junge Familien, die dann die ach so  günstige Wohnungen gar nicht finden können, weil sie nicht auf den Markt kommen.

Dass die Mieten nicht außer Kontrolle geraten, dafür sorgt der Genossenschaftssektor, der durch seine niedrigeren Mieten als Bremse für den gesamten Markt wirkt. Doch auch hier ist wichtig, dass Eigentum (oder Mietkauf) nicht das Mietsegment komplett verdrängt.

Noch ein Gedanke: Wer die Maklergebühr zahlt, Mieter oder Vermieter, ist letztendlich egal. Die Preise im Wohnungsmarkt passen sich der jeweiligen Regelung an.

Sinnvoll ist jedenfalls die Zweckbindung der Wohnbauförderung. Damit kann der Wohnbau ein wenig angekurbelt werden. Noch besser wäre es, die Verteilung der Wohnbauförderung an die wahren Notwendigkeiten anzupassen. In Kärnten, wo immer noch viele Menschen abwandern, muss nicht so viel gebaut werden, in Wien dafür umso mehr. Das Gießkannenprinzip des Föderalismus ist hier fehl am Platz. (Eric Frey, DER STANDARD, 2.4.2013)