Harald Mahrer: Planwirtschaft ist die falsche Antwort.

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Armer Thomas Minder. Der schweizerische Unternehmer und erfolgreiche Initiator der "Anti-Abzocker"-Volksabstimmung ist gegenwärtig Opfer vielfältigster Vereinnahmungsversuche und Umarmungsattacken. Eine der bisher absurdesten kommt von Attac-Aktivist Christian Felber. In seinem STANDARD-Gastkommentar "Der Deckel für Boni ..." konstruierte Felber einen Zusammenhang zwischen der schweizerischen Volksabstimmung und seiner "Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung".

Felbers Äußerungen sind bizarr. Denn in seiner "Gemeinwohl-Ökonomie" hat das unternehmerische, konsequent eigentümerorientierte Denken eines Thomas Minder keinen Platz. Im Gegenteil: Felber fordert ja die Top-down-Vorgabe eines Ziels für Unternehmen - die Unternehmen müssen ja dem "Gemeinwohl" dienen. Freie Unternehmer, die selbst entscheiden, wie sie ihr Eigentum einsetzen, um Nutzen und Werte zu schaffen, gibt es in der "Gemeinwohl-Ökonomie" nicht. Auch den Wettbewerb will Felber ausschalten. Fazit: Es wird "von oben" festgelegt, was produziert oder nicht produziert werden soll. Das alles hatten wir schon einmal - und es hat bekanntlich ein böses Ende genommen.

Mit der Minder-Initiative haben Felbers ideologische Retro-Fantasien definitiv nichts zu tun. Denn diese Initiative verfolgt das marktwirtschaftlich grundvernünftige Kernanliegen, die Rolle der Eigentümer - in Form der Aktionäre - zu stärken. "Die Generalversammlung stimmt jährlich über die Gesamtsumme aller Vergütungen des Verwaltungsrates (= Aufsichtsrat, Anm.), der Geschäftsleitung und des Beirates ab", hieß es in der Initiative. Und das aus guten Gründen. Denn umfassende Rechte als Eigentümer bedeuten auch verlässliche Verantwortung.

Es steht außer Frage, dass nach den Verwerfungen durch die Finanz- und Wirtschaftskrise der Ruf nach einer anderen, besseren Wirtschaftsordnung laut geworden ist. Und das zu Recht. Eine vom Boden wirtschaftlichen Handelns losgelöste Schulden- und Spekulationsökonomie ist ebenso der falsche Weg wie Zwangsveranstaltungen à la "Gemeinwohl-Ökonomie", die in der Realität in eine "Gemeinwohl-Diktatur" münden würden. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf unser Modell der ökosozialen Marktwirtschaft besinnen und es konsequent umsetzen. (Harald Mahrer, DER STANDARD, 3.4.2013)