Willi und Maja wurden rundum erneuert.

Foto: ORF/STUDIO 100 MEDIA

Am Dienstag ist es so weit. Eine rundum erneuerte Biene Maja wird zum 37. Fernsehgeburtstag der Blumenwiesenbewohnerin wie in 3-D durchs Programm summen. In der Wochenendausgabe wurde an dieser Stelle Fürsprache für die neue Biene Maja gehalten. Maja wurde nämlich auf neumodern getrimmt. Sie ist jetzt nicht mehr pummelig, sondern sieht ein wenig nach Pilates, Bauch-Beine-Po-Training und "Pollemie" aus. Selbst aus dem faulen Willi wurde scheinbar ein Ehrgeizler, der lieber Hanteln statt dem Nektar zuspricht.

Das lässt sich zeitgeistig und pädagogisch argumentieren. Dennoch - wenn diese gelb-braun gestreifte Heidi Klum am Dienstag um 12.25 Uhr durch ORF 1 düst, hält mit ihr der neoliberale Drill Einzug ins Kinderzimmer. Die alte Maja schlemmte schon während der Signation todsündig bis zum Hals in Pollen. Von Willi ganz zu schweigen. Dessen armselige Gliedmaßen hingen bienengotterbärmlich von seinem birnenförmigen Leib. Er war eine Art Walter Matthau des Kinderzimmers. Und wer braucht Jean Claude van Damm, wenn ein Matthau zur Auswahl steht? Hier geht es um Charakter und seine Schwächen. Um die Freuden des Müßiggangs in rar werdenden Enklaven herrlicher Unproduktivität. Dass dieser seelische Idealzustand sich in einem kleinen Bäuchlein niederschlägt, ist kein Manko.

Maja und Willi waren buchstäblich rundum glücklich. Sie brauchten keine Lifestyle-Magazin-Abos und keine Therapeuten. Wenn es einmal nicht so gut lief, haute man sich auf ein Blümchen, naschte etwas Blütenstaub, drückte ein paar Tränen raus und überlegte. Es wurde dann schon wieder. Dafür braucht keine Biene eine Wespentaille. (Karl Fluch, DER STANDARD, 2.4.2013)