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Nikos Anastasiadis und Erzbischof Chrysostomos II, Oberhaupt der orthodoxen Kirche, wollen gemeinsame Wege gehen.

Foto: AP/Petros Karadjias

Reiche Konteninhaber bei der neuen Bank of Cyprus können auf ihr Kapital nicht mehr zugreifen, wie sich aus den nun dargelegten Verfahrensregeln ergibt.

Nikosia/Istanbul - Drei Beträge muss ein Millionär nun lernen, der sein Kapital bei der Bank of Cyprus parkte und dachte, es würde sich mehren und fruchtbar sein: den Anteil, der eingefroren wird; den Teil, der vorsichtshalber erst einmal eingefroren wird; und den Teil schließlich, der gleich abgebucht und in Anteile der neuen Bank of Cyprus (BOC) zwangsumgewandelt wird.

Zyperns Zentralbankchef hat am vergangenen Wochenende das Verfahren für Einlagen über 100.000 Euro bei der Großbank, die überleben soll, präzisiert. Am Ende einer zwei Wochen dauernden, chaotischen Suche nach einer Kreditlösung für Zypern steht fest: Der "bail-in", die erstmalige Beteiligung von privaten Bankkunden an einem Rettungskredit für ein EU-Land, ist vorläufig 100 Prozent.

So werden von einem Vermögen über 100.000 Euro zunächst etwaige Kreditverpflichtungen abgezogen. Dann geht das Aufteilen los: 37,5 Prozent werden zu Anteilsscheinen der neu strukturierten BOC; 22,5 Prozent werden eingefroren, und "möglicherweise ein Teil des Ganzen" wird später in Anteilsscheine umgewandelt; die übrigen 40 Prozent werden " zu Liquiditätszwecken vorübergehend eingefroren".

Die Probleme, die sich durch die Zwangsbeteiligungen ergeben, sind aber noch weit komplexer und gehen über die Frage von "abgesichertem" Vermögen unter 100.000 Euro und "ungesichertem" über 100.000 Euro hinaus. Die zahlreichen Privatschulen auf Zypern zum Beispiel ließen Schulgeld auch auf Konten der BOC und bei Laiki einzahlen, der anderen Großbank, die nun aufgelöst wird. Die Universität von Nikosia hatte Kapitalrücklagen bei beiden Banken. Zentralbankchef Panicos Demetriadis stellte nun klar, dass das gesamte Vermögen - auch über 100.000 Euro - von öffentlichen Einrichtungen, Wohltätigkeitsvereinen, Versicherungen, Schulen, Regierung und Gemeinden bei der Laiki Bank zur BOC übergeführt wurde. Sie alle werden unter diesen Umständen immer noch Verluste hinnehmen müssen, aber weniger als Laiki-Kunden mit großen Vermögen, die nicht zur BOC können, sondern in die "bad bank" müssen.

Spielkasino soll helfen

Zyperns Präsident Nikos Anastasiadis sucht angesichts des erwarteten schweren Wirtschaftseinbruchs infolge des Bankenkollapses nach neuen Einnahmequellen. Er kündigte in einem Interview unter anderem die Eröffnung eines Spielkasinos an. Die orthodoxe Kirche auf Zypern hatte dies bisher verhindert. Doch die sehr viel schärfer werdende Rezession mag sie umstimmen.

"Es ist ein totales Chaos." So beschreibt John Loulis den Tsunami, der über seine Kunden hereinbricht - große Anwaltsbüros, Buchhalter, Banker, die nun hektisch ihre Verluste abzuschätzen versuchen. Der Kommunikationsberater, ein Grieche aus Alexandria, ist seit Jahrzehnten im Geschäft. "Zypern ist ein Bankenproblem, aber ein Problem, das 35 Prozent des BIPs produziert hat. Das kann man nicht vom Rest der Wirtschaft isolieren", sagt er im Gespräch mit dem Standard.

Alle Aufmerksamkeit richte sich jetzt auf Zypern, stellt Loulis fest. " Aber das noch ernstere, viel schwerwiegendere Problem bleibt Griechenland. Zypern hat gute Beamte, unternehmerischen Geist, weniger Korruption. Die Zyprioten werden kürzen müssen, aber sie können wieder neu starten. In Griechenland aber ist der Staat das Problem. Und wenn der Staat nicht funktioniert, zieht er alles andere mit sich in den Abgrund." (Markus Bernath, DER STANDARD, 2.4.2013)