Salzburg - Für den kleinen Ort Bramberg im Salzburger Oberpinzgau ist es ein außergewöhnliches Ereignis: Seit Jahrhunderten heißt der zentrale Platz vor der Kirche des ältesten Pfarrortes im Oberpinzgau schlicht " Kirchplatz". Irgendwann Mitte des Jahres wird er dann in " Andreas-Rieser-Platz" umbenannt werden. Namensgeber ist der 1966 im Alter von 58 Jahren verstorbene Pfarrer des knapp 4000 Einwohner zählenden Brambergs.

Die am 21. März vom Gemeinderat einstimmig verabschiedete Platzbenennung " ist ein Gedenken an das, was die Leute mitgemacht haben", sagt der sozialdemokratische Bürgermeister Walter Freiberger im Standard-Gespräch. Pfarrer Rieser hat sieben Jahre Haft in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald überlebt. Rieser war einer jener Katholiken, die sich - anders als die Kirchenführung - 1938 nicht mit dem NS-Regime arrangieren wollten.

Der damals 30 Jahre alte Pfarradministrator wollte im Sommer 1938 im Zuge der Renovierung der Kirche in Dorfgastein (Pongau) ein Manifest gegen Hitler und die NS-Herrschaft in den Knauf des Kirchturmes als Mahnung für die Nachgeborenen einlöten lassen. Der Spengler, der das versiegelte Kuvert hinterlegen sollte, brach dieses auf und denunzierte Rieser.

Initiator der Platzbenennung sei der Bramberger Rudolf Leo gewesen, berichtet Bürgermeister Freiberger. Der Historiker und ehemalige Pressesprecher des Oberösterreichischen Landesrates Rudolf Anschober (Grüne) hat sich wissenschaftlich mit der Geschichte des Pinzgaus unter dem Hakenkreuz befasst. Leo ist bei seinen Recherchen auf 220 Akten Verfolgter gestoßen - darunter jene von Pfarrer Rieser.

Im Pinzgau erreichte die Hitler-Bewegung bei den Wahlen Anfang der 1930er-Jahre schon knapp 30 Prozent. Durch die Grenznähe war die logistische Unterstützung von deutschen Gesinnungsgenossen einfacher als in anderen Gebieten Österreichs.

KZ-Haft war bekannt

In Bramberg selbst war die KZ-Haft des Pfarrers und Ehrenbürgers der Gemeinde freilich schon vor den Recherchen Leos bekannt. Rieser habe im Religionsunterricht von den Gräueltaten berichtet, erzählen ehemalige Schüler. Besonders gestört habe "den Herrn Pfarrer" aber, dass im Lehrerkreis auch einige gewesen seien, die es sich in der Nazizeit "ganz gut eingerichtet haben". (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 2.4.2013)