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Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer (rechts) feiert ausschließlich im Oktober.

Foto: Reuters

München/Stuttgart - 22-mal war der FC Bayern München bis dato deutscher Meister. Die Nummer 23 dürfte zur leichtesten Übung für den Rekordchampion werden. Der zehnte Sieg en suite seit Anheben der Rückrunde - am Samstag daheim gegen den HSV - könnte schon reichen, wenn einige Stunden davor Dortmund in Stuttgart Punkte abgegeben hat.

Jürgen Klopp, der Trainer der Borussen, hat sich mit dem Verlust des Titels natürlich längst abgefunden. "Wenn es was zu gratulieren gibt, werde ich das von Herzen tun, weil sie eine grandiose Saison gespielt haben. Aber mir wäre es sehr recht, wenn es nicht am Samstag wäre", sagte der 45-jährige Schwabe, der in 15 Duellen mit den Schwaben nur zwei Siege zu bejubeln und sich in den vergangenen vier Spielen gegen Stuttgart jeweils mit einem Remis zu bescheiden hatte. Bereits sieben Runden vor Saisonende entthront zu werden wäre trotz der allgemein bewunderten nationalen Unwiderstehlichkeit der Münchner wahrlich kein Ruhmesblatt.

Rekordverdächtige Rekordjagd

Die Bayern mit David Alaba schicken sich in der letzten Saison unter Coach Jupp Heynckes an, mehrere Rekorde zu brechen: frühester Titelgewinn nach Datum (bisher 1. FC Köln in Runde 28 von nur 30 am 18. April 1964); frühester Titelgewinn nach Runden (1973 und 2003 ebenfalls Bayern nach jeweils 30 von 34 Runden); die meisten Punkte in einer Saison (bisher Dortmund 2011/12 mit 81, Bayern hat acht Runden vor Schluss 69); die meisten Siege in Serie (Gladbach 1987 und Wolfsburg 2009 mit je zehn).

In München will man sich von diesen Zahlen und auch der Möglichkeit des schnellsten Meistertitels aller bisherigen Zeiten nicht blenden lassen. So oder so wird am Samstag kein Fass aufgemacht, keine kleine Osterwiesn veranstaltet. Schließlich steht schon am Dienstag in der Allianz Arena das erste Treffen mit Juventus Turin im Viertelfinale der Champions League auf dem Programm.

"Wenn man die Chance hat, noch zwei andere Titel zu holen, sollte man das Fußballspielen nicht einstellen", zeigte sich Bastian Schweinsteiger ganz auf der von der Vereinsführung vorgegebenen Linie. "Vielleicht kann man etwas Alkoholfreies machen", scherzte der 28-Jährige. Gewohnt humorlos begegnet Sportvorstand Matthias Sammer dem Thema. Er habe "keinen Respekt" vor Spielern, die die Ansage "Feiern verboten" missachten würden, ließ Sammer die Bild wissen.

Inter ist Juventus wichtiger

Die Turiner wählen eine andere Herangehensweise als die Münchner. Nicht die Partie gegen die Bayern ist die wichtigste. Trainer Antonio Conte hat vielmehr das 220. Derby d'Italia am Samstag bei Inter Mailand zum "Spiel unseres Lebens" erklärt. Auch Juve steht vor dem Gewinn der Meisterschaft, hat zwar nicht wie Bayern 20, aber neun Runden vor Schluss immer noch kommode neun Zähler Vorsprung auf den ersten Verfolger (SSC Napoli).

Nach Contes Rechnung ist aber der Scudetto erst dann fix, wenn an Inter gleich in zweifacher Hinsicht Revanche genommen werden kann. Die Nerazzurri waren es, die nach dem Manipulationsskandal von 2006 den Meistertitel von Zwangsabsteiger Juventus erbten. Und Inter beendete im vergangenen November mit einem 3:1 in Turin Juves Rekordserie nach 49 Ligaspielen ohne Niederlage en suite. (sid, lü - DER STANDARD, 30.3. 2013)