Angriff des Schuhproduzenten Wang Zhentao.

Foto: Aokang

Der Held in einem neuen chinesischen Comic heißt Wang Zhentao: Es gibt den 49-Jährigen im wirklichen Leben. Nach Forbes ist er seit 2012 und dem Börsengang seines Schuhkonzerns Zhejiang Aokang Shoes in Chinas Klasse der Dollar-Milliardäre aufgestiegen.

Sich selbst sieht Wang nur als Ameise, die einen Elefanten besiegen konnte, oder als chinesischen David, der den europäischen Goliath zu Fall brachte. Zumindest preist ihn so ein zweibändiges Bilderbuch an, ein gezeichnete Hommage, wie es Wang gelang, am 18. November 2012 seinen sechsjährigen Rechtsstreit gegen die EU zu gewinnen.

An dem Tag wies der Europäische Gerichtshof eine Anti-Dumping-Klage Brüssels gegen den Schuhhersteller ab. Wang bekam zusätzlich eine halbe Millionen Euro von der EU-Kommission für seine Prozesskosten und als Rückerstattung der Zölle ersetzt, die die EU ungerechtfertigterweise einbehalten hatte.

Wie Wang aus dem Schuhmekka Wenzhou an Ostchinas Küste seinen "Sieg" über das ferne Europa errang, können seine Geschäftsfreunde in einem 45-seitigen Comic nachlesen. "Seit es die Firma Aokang von 1988 an gibt, kommunizieren wir unsere Konzerngeschichte auch über die Form von Bilderbüchern", sagt Kulturbeauftragter Zhang Junyi. 15 Bände umfasst die Comic-Bibliothek über die Firma und ihren Chef, der heute mehr als 10.000 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als zehn Millionen Paar Lederschuhe pro Jahr herstellen lässt.

Stolz auf "Made in China"

Auf die beiden jüngsten Bände, die der Wuhaner Zeichner Hu Canmei malte, sind alle besonders stolz. Schon das Umschlagsbild der in einer Erstauflage von 3000 Exemplaren in Chinesisch und Englisch erschienenen Comics zeigt, wo es langgeht: Aus einem Geschütz mit der Aufschrift " Made in China" feuert Aokang-Chef Wang Schuhen gegen die Festung Europa.

Hintergrund des Streits Wang gegen Brüssel war die Massenausfuhr billiger Schuhe seit den Neunzigerjahren, mit denen China Europa überflutete. Die Mengen stiegen so an, dass sich 1995 EU-Länder auf Importquoten zum Schutz heimischer Schuhmacher verständigten. Nach Pekings WTO-Beitritt 2001 mussten die Quoten abgeschafft werden. Die EU führte daraufhin Einfuhrzölle auf Leder ein, aus dem die Schuhe hergestellt wurden. 1200 chinesische Schuhexportfirmen waren betroffen. Ihre Ausfuhren nach Europa fielen um 20 Prozent. Fünf Hersteller unter Leitung von Aokang klagten. Ihre Klage wurde 2010 abgewiesen. Aokang gab nicht auf, rief den Europäischen Gerichtshof an und setzte sich schließlich durch.

Aokangs Comics haben bereits Sammlerwert. Den Fall, den sie so anschaulich schildern, sollte ein Impuls für chinesische Unternehmen sein, ihre Rechte juristisch zu verteidigen, forderte das chinesische Handelsministerium. Einige Firmen folgen Aokang bereits: Der Maschinenhersteller Sany klagt in den USA, weil die Ansiedlung von Windfarmen durch Sanys US-Tochter in Oregon verboten wurde. Sany will notfalls das Höchstgericht anrufen. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD; 30.3.2013)