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Der Eingang zur Intensivstation des Hospital Evangelico in Curtiba: 1.700 Unterlagen von verstorbenen Patienten werden nun untersucht.

Foto: REUTERS/Rodolfo Buhrer

Brasilia - Eine brasilianische Ärztin steht im Verdacht, für den Tod von rund 300 Patienten verantwortlich zu sein. Bereits vor einem Monat wurde die 56-Jährige verhaftet. Die Witwe und sieben ihrer Mitarbeiter wurden in sieben Fällen des Mordes angeklagt. Nach weiteren Ermittlungen tauchten immer mehr Verdachtsfälle auf. Die Intensivpatienten sollen jeweils durch die Kombination von muskelentspannenden Medikamenten und anschließendem Sauerstoffentzug zu Tode gekommen sein.

Im Auftrag des brasilianischen Gesundheitsministeriums werden nun hunderte Behandlungsunterlagen von verstorbenen Patienten in den vergangenen sieben Jahren untersucht. In dieser Zeitspanne übte die Ärztin ihre Tätigkeit an der Intensivstation des evangelischen Spitals in der Stadt Curitiba im Bundesstaat Parana aus. "Es gibt bereits mehr als zwanzig Fälle und wir untersuchen noch rund 300 weitere Akten", sagte der Chefermittler Mario Lobato gegenüber einem brasilianischen Fernsehsender.

Abgehörte Telefonate als Beweis

Manche Patienten sollen vor dem Eintritt des Todes durch Ersticken noch bei Bewusstsein gewesen sein. Abgehörte Telefonate offenbarten das mögliche Motiv der Ärztin. "Ich möchte die Intensivstation aufräumen", sagte sie. "Unglücklicherweise ist es unsere Aufgabe, die Vermittler zum Sprungbrett ins nächste Leben zu sein", war in dem selben Gespräch zu hören.

Die 56-Jährige soll auch Mitarbeiter ihres Teams telefonisch angewiesen haben, das Leben eines Patienten zu beenden. In der Vorwoche wurden die Ärztin und ihre Kollegen auf Anordnung eines Richters aus der Haft entlassen. Ermittler sprachen sich aber am Montag dafür aus, die Verdächtigen wieder in Gewahrsam zu nehmen. Unter anderem hätten Zeugen angegeben, eingeschüchtert worden zu sein.

Im Falle einer Verurteilung wegen der 300 Tötungen wäre es einer der weltweit größten Fälle von Serienmord. Zu vergleichen sei der Fall etwa mit jenem des britischen Arzts Harold Shipman, der zwischen 1975 und 1998 bei Hausbesuchen mindestens 171 Frauen und 44 Männern mit Heroin umbrachte. (APA/Reuters, 29.3.2013)