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Die zypriotischen Banken gehen wieder ihrem Alltagsgeschäft nach. Der befürchtete Run ist ausgeblieben.

Foto: reuters/BOGDAN CRISTEL

Nikosia  - Kein Bankenansturm, keine Hysterie. Die Wiedereröffnung der fast zwei Wochen geschlossenen Geldhäuser auf Zypern verlief reibungslos. Die Filialen öffneten am Freitag den zweiten Tag in Folge, ohne dass es Zwischenfälle oder größeres Gedränge gab, wie die Polizei mitteilte. Zyperns Präsident Nikos Anastasiades bekräftigte, dass sein Land in der Eurozone bleiben wolle. Er und seine Regierung werden "auf keinen Fall Experimente mit der Zukunft des Landes machen", erklärte Anastasiades in Nikosia.

Die Banken öffneten am Freitag zu den normalen Schalterzeiten um 08.30 Uhr Ortszeit (07.30 Uhr MEZ). Wie am Vortag blieb ein Massenansturm aus. "Alles läuft normal", sagte Dimiris Antoniou, Chef der Zweigstelle der Bank of Cyprus am zentralen Elefterias Platz von Nikosia. Nach seinen Informationen seien am ersten Tag der Wiederöffnung etwa 300 Mio. Euro abgehoben worden, etwa das Dreifache eines normalen Tages vor der Krise. "Den Umständen entsprechend und wenn man bedenkt, dass die Banken seit fast zwei Wochen geschlossen waren, ist das nicht schlecht", sagte Antoniou.

Vor den Zweigstellen in der Hauptstadt Nikosia hatten Donnerstag zwar schon viele Menschen ungeduldig auf Einlass gewartet. Dank der Aufrufe, die seit dem Vortag im Radio und im Fernsehen ausgestrahlt wurden, bewahrten die Zyprioten aber Ruhe. Sie hatten sich seit Mitte März nur noch an Automaten in kleinen Summen mit Bargeld versorgen können. Andere Bankgeschäfte ruhten. In Deutschland lassen sich die Sparer nach Angaben der privaten Banken von der Zypern-Krise nicht nervös machen.

Zyperns Präsident Anastasiades hatte sich am Donnerstag bei seinen Mitbürgern für deren besonnenes Verhalten bedankt. Die Zyprioten hätten gezeigt, dass sie "es nicht nur wollen, sondern es auch können", ihr Land aus der Krise zu führen. Am Freitag sagte Anastasiades, die Gefahr eines Bankrotts sei gebannt. Die Situation sei nun "unter Kontrolle", sie habe aber "die Merkmale einer Tragödie".

Beschränkungen gelten weiterhin

Harte Regeln der zyprischen Notenbank sollen ein schnelles Ausbluten der Banken verhindern. So dürfen pro Person und Bank maximal 300 Euro pro Tag abgehoben werden. Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen werden wieder erlaubt. Strenge Regeln gelten für den Zahlungsverkehr mit dem Ausland. Im einzelnen sollen Auslandsüberweisungen und Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland pro Person und Bank zunächst auf 5.000 Euro beschränkt werden. Für Beträge bis zu 200.000 Euro und darüber sind Sondergenehmigungen der Zentralbank notwendig.

Die Einschränkungen sind nach Angaben der EU-Kommission durch den EU-Vertrag gedeckt. EU-Staaten dürften den freien Kapitalverkehr beschränken, wenn dies aus Gründen der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit notwendig sei, teilte die Brüsseler Behörde mit. Urteilen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zufolge sei dies auch aus Gründen des öffentlichen Interesses erlaubt. Allerdings soll es schon vor der Schließung ungewöhnlich hohe Geldüberweisungen ins Ausland und Bargeld-Abhebungen gegeben haben.  (APA, 29.3.2013)