Bei mangelnder Traktion zollt er allerdings seinem Gewicht Tribut

"Ich habe da was Großes für dich", sagt der Chef, wie er in Richtung Redaktionsgarage schreitet. "Mehr Cedes kann man für Geld nicht kaufen." In der Tat. Der Stern, der auf den Namen GL 350 hört, füllt den Stellplatz gediegen aus. Er könne aber auch Gelände, sagt der Chef, und wenn ein solches auf dem Weg liege, freue sich nicht nur der GL.

Foto: der standard/guido gluschitsch

Also rauf, die zwei Stufen, ins Cockpit. Von hier aus kann man sicher Studien über die Jausengewohnheiten von Lkw-Fahrern machen, sieht endlich einmal die Dachpickerl auf einem Sport-DS3.

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Rechter Hand liegt die Geländekonsole. Der Schaltstock der 7-Gang-Automatik befindet sich dort, wo man den Wischerhebel vermutet. Mit einen Drehschalter wählt man zwischen Sport, einem bisserl Gelände, echtem Gelände und einem Automatik-Modus. Zusätzlich kann man einfach die Höhe des Fahrwerks verstellen. Doch bevor wir vor den Felsen Lift fahren, müssen wir aus der Garage finden.

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Er kann also Gelände, aber bei Innenstadtgarage, da hat er seine liebe Mühe. Ist der GL an der Luft, schleicht sich ein leiser Tinnitus an, weil die Parkhilfe erst vorn links, dann hinten rechts und dann – Sie wissen schon – pfeift.

foto: daimler

Raus aus der Stadt. Dieser Wagen braucht Raum. Selbigen bietet er auch. Sieben Personen etwa oder der Inneneinrichtung eines Zweipersonenhaushalts. Den sollte man aber gut verstauen. Obwohl der Riesen-Mercedes als Nackerter schon 2,5 Tonnen auf die Waage bringt, drückt er einem auch die Sessellehne in den Buckel: Unglaublich, wie diese Almhütte auf Rädern anschiebt.

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Dazu kredenzt Mercedes noblen Luxus aus Leder. Sogar für das Infotainment ist in der zweiten Reihe unseres Testwagens mit zwei Bildschirmen gesorgt.

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Die Noblesse mutet schon etwas sonderbar an, wenn man daran denkt, wie man diesen Wagen außen mit Schlamm zurichten könnte. Man traut sich das gar nicht. Stellt man den GL im Gelände ab, könnte man sich die Schuhe schmutzig machen. Mit gatschigen Gummistiefeln sitzt man aber nicht im Designerwohnzimmer.

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Da müssen wir jetzt durch und führen den Edelkraxler ins Grobe. Die Federn bis zum Anschlag ausgefahren, nimmt er nicht nur Stöckchen und Steinchen, sondern schwebt auch über echte Brocken. Probleme bekommt er nur mit der nassen Wiese: Die Straßenreifen schmieren zu und drehen sich gnadenhalber am Stand.

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Schwung wäre eine Lösung. Fahren 2,5 Tonnen erst einmal Richtung Berg, vermag sie so schnell nichts zu stoppen. Nicht einmal die hauseigene Stoßstange, fürchten wir, und lassen das Experiment aus, bevor wir dem GL was runterreißen. Macht ja auch kein Gesicht, wenn unter der Nase der schnittige Rest fehlt. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 29.3.2013)

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Foto: derstandard.at/gluschitsch