Buchhaltung, Produktionssteuerung oder Lagerverwaltung sind Bereiche, die ohne Software kaum mehr bewältigt werden können. Zudem stellen solche Systeme eine erhebliche Investition dar. Veränderungen in einem Unternehmen oder in dessen Umfeld erfordern beständige Anpassungen der bestehenden elektronischen Werkzeuge, wenn ein kostenintensiver Wechsel vermieden werden soll. Ein neues Christian Doppler(CD)-Labor für "Monitoring und Evolution sehr großer Softwaresysteme" an der Universität Linz nimmt sich nun dieser Thematik an.

Entwicklung evolitionär

Sehr große Softwaresysteme (very-large-scale software systems, VLSS) gleichen häufig Mosaiken aus technologisch unterschiedlichen und unabhängig voneinander entwickelten Teilstücken. Dabei findet die Entwicklung "evolutionär" durch Anpassung an neue Anforderungen, oft über Zeiträume von mehr als 20 Jahren statt. Solche Systeme steuern beispielsweise in Industrieanlagen vom Hochofen bis zum Walzwerk verschiedenste Produktionsschritte. Doch nicht nur unterschiedliche Einsatzbereiche erhöhen die Komplexität. Auch die Zusammenarbeit verschiedener interner und externer Software-Entwicklungsteams trägt dazu bei.

Skalierbarkeit

Eine andere Anforderung ist die Skalierbarkeit. In diesem Zusammenhang wird darunter die Anpassung der Leistung durch das Hinzufügen von Ressourcen verstanden. So sollte beispielsweise die doppelte Anzahl an Rechnern eine Verdoppelung der Leistung mit sich bringen und nicht nur etwa einen Zuwachs um 25 Prozent. Um das zu erreichen, muss allerdings die verwendete Software entsprechend aufgebaut sein.

Grundlagen, Methoden und Werkzeuge

Bei Weiterentwicklungen ist es deshalb aufgrund der Vielschichtigkeit der Systeme schwierig, die Auswirkungen von Änderungen abzuschätzen. "Im neuen Labor entwickeln wir die Grundlagen, Methoden und Werkzeuge, um die Anpassung großer Softwaresysteme an neue Anforderungen zu unterstützen und die gewünschten Eigenschaften zu überwachen", beschreibt Laborleiter Paul Grünbacher die Aufgabenstellung in einer Aussendung. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen dabei von Simulationen über Auswirkungsanalysen bis hin zur Identifikation von Engpässen. Bei den Forschungsmethoden setzen die Forscher auf die Entwicklung von Werkzeugprototypen, Fallstudien und empirische Untersuchungen sowie systematische Literaturreviews.

Neuntes CD-Labor

Die neu eröffnete Einrichtung ist bereits das neunte CD-Labor an der Uni Linz. Ziel der Laboratorien ist die Förderung der anwendungsorientierten Grundlagenforschung und der Brückenschlag zwischen Universitäten und der Wirtschaft. Jedes maximal sieben Jahre bestehende Labor wird zur Hälfte von Industrie-Partnern finanziert, die andere Hälfte übernimmt die aus öffentlichen Mitteln gespeiste gemeinnützige Christian Doppler Forschungesellschaft (CDG). Das CD-Labor für "Monitoring and Evolution of Very-Large-Scale Software Systems" kooperiert mit Siemens VAI Metals Technologies GmbH, KEBA AG und Compuware Austria GmbH. (APA, 28.3.2013)