Wien - Die heimischen Venture-Capital-Fonds und jene für die Frühphasenfinanzierung können vorerst aufatmen. Grund ist die Verordnung der EU über europäische Risikokapitalfonds. Zur Regulierung dieser Vehikel wurde im Zuge der Finanzkrise ja die AIFM - Richtlinie für Alternative Investments - geschaffen. Ziel war es, große Private-Equity- und Hedgefonds zu regulieren und zu mehr Transparenz zu zwingen.

Die AIFM-Richtlinie wurde in ihren bisherigen Entwürfen so verfasst, dass sie für alle Fonds gilt, die in diesem Geschäft aktiv sind - unabhängig von ihrer Größe. So hätten auch kleinere Fonds mit einem Volumen von 20 Millionen Euro, wie sie für Österreich typisch sind, mit einem Schlag jene Vorschriften erfüllen müssen, die für die größten Investmentprodukte gedacht waren.

Vor dem Hintergrund von erhöhten Reporting-Pflichten oder der Einbeziehung einer Depotbank haben sich einige Venture-Fonds vor dem Aus gesehen - was sich negativ auf die Finanzierung der Klein- und Mittelbetriebe sowie Start-ups ausgewirkt hätte.

Die neue EU-Verordnung sieht nun vor, die kleinen Fonds auszunehmen. Eine Verordnung hat zudem den Vorteil, dass sie nicht erst (wie die AIFM-Richtlinie) in nationales Recht gegossen werden muss. Ab 22. Juli sollen die neuen Vorschriften gelten.

EU-Pass möglich

Vorgesehen ist, dass "qualifizierte Risikokapitalfonds" (so wie die großen Fonds) einen EU-Pass erwerben können, um in ganz Europa Mittel einsammeln zu können. Als "qualifiziert" gilt ein Produkt, wenn es mindestens 70 Prozent des Kapitals (eingebracht oder zugesagt) in " qualifizierte Unternehmen" steckt und höchstens 30 Prozent für Investitionen in andere Vermögenswerte einsetzt. Qualifizierte Unternehmen sind jene, die weniger als 250 Personen beschäftigen und einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. Euro oder eine Bilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro haben.

Die Finanzmarktaufsicht muss allerdings noch regeln, wie Verstöße gegen die Verordnung gehandhabt werden. "Das ist die Rettung der österreichischen Venture-Fonds", sagt Phillip Dubsky, Partner bei DLA Piper Weiss-Tessbach. Mit der Verordnung ist erkennbar, dass auf europäischer Ebene das Geschäft der kleinen Fonds verstanden wurde", sagt Dubsky zum Standard. Etwas zurückhaltender zeigt sich Jürgen Marchart von der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO). Letzte Details hängen noch davon ab, wie AIFM umgesetzt werde. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 28.3.2013)