"Wer bist du, die du dich Liebe nennst" im Theater Akzent.

Foto: Jimmy Müller

"Die Stunde des Wahrspielens" im Theatermuseum.

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Theaterpädagogin Claudia Bühlmann.

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Wien - Die Theaterpädagogik operiert an der Schnittstelle von darstellender Kunst und Pädagogik. Die Aufgabenbereiche sind vielfältig. Zum Beispiel erarbeiten Theaterpädagogen mit (oft jugendlichen) Amateuren - anhand darstellerischer Mittel - ein bestimmtes Thema, wobei es insbesondere auf die Ressourcen und Erfahrungen der jeweiligen Akteure ankommt. Ebensowichtig wie das künstlerische Ergebnis ist der Erarbeitungsprozess.

Anders formuliert: "Die hohe Kunst der Theaterpädagogik ist es, einen Prozess authentisch zu gestalten und aus dem Prozess heraus ein für die Gruppe, den Ort und das Thema authentisches Produkt zu generieren", so Claudia Bühlmann. Die in Luzern geborene, in Wien lebende Regisseurin hat die Etablierung der Theaterpädagogik in Österreich mit viel Eigeninitiative vorangetrieben.

Als sie in den 1990er-Jahren den Burgtheaterdirektoren Peymann und Bachler diesbezügliche Konzepte vorlegte, wichen diese noch entgeistert zurück. Mittlerweile hat sich das verändert. Die Ausbildung ist an der Universität fix verankert; es entstehen viele theaterpädagogische Projekte. 2008 hat Bühlmann in Wien auch das Institut für angewandtes Theater (Ifant) gegründet.

Zu beobachten ist auch, dass sich Theatermacher zunehmend für jene Prozesse interessieren, die im Zuge theaterpädagogischer Arbeit entstehen; die Hochkultur nimmt sich also immer mehr theaterpädagogischer Arbeitsmethoden an. "Der gesamte Bereich des Postdramatischen und der Performance greift auf diese Mittel zurück. Da ist der Zenit noch lange nicht erreicht", so Bühlmann.

Die Regisseurin stellt in den nächsten Wochen zwei unterschiedliche Projekte vor, bei denen kollektives Kreieren eine große Rolle spielt. Zum einen erarbeitet sie mit Jugendlichen am Musischen Zentrum das Schauspiel Wer bist du, die du dich Liebe nennst (zu sehen ab 15. April im Theater Akzent), eine gemeinsam mit den jungen Darstellerinnen und Darstellern verfasste Beziehungsgeschichte.

Zum anderen zeigt sie ab 5. April ein Stück im Kontext der Handke-Ausstellung im Theatermuseum. Bei Die Stunde des Wahrspielens macht Bühlmann den Versuch, theoretische Aussagen und Texte zu Peter Handkes Werk gewissen Szenen seiner Stücke so gegenüberzustellen, dass darüber eine Korrespondenz entsteht, vielleicht eine Diskrepanz, die für den Zuschauer lesbar wird.

Jeder der Darsteller - es sind Studierende am Institut für angewandtes Theater - geht nach seinen Interessensgebieten vor. Zum Beispiel: Handke und die Äpfel. Bühlmann: "Es kommen oft viel berührendere Ergebnisse heraus als in der klassischen Hochkultur. Obwohl: Ich bin auch absoluter Fan der Hochkultur."   (Margarete Affenzeller, DER STANDARD,  28.3.2013)