Berlin/Ankara - Nach der umstrittenen Entscheidung des Münchner Oberlandesgerichts, beim bevorstehenden NSU-Prozess keinen der reservierten Presse-Plätze an ein türkisches Medium zu vergeben, hat die "Bild"-Zeitung ihre Reservierung an die Zeitung "Hürriyet" abgetreten. Die Chefredaktion der türkischen Tageszeitung habe das Angebot angenommen, berichtet die "Bild" im Voraus aus ihrer Mittwochsausgabe. Einem türkischen Kollegen solle so die Möglichkeit gegeben werden, aus dem Gerichtssaal zu berichten.

Liste der zugelassenen Medien

Das Münchner Gericht hatte am Montag die Liste der zugelassenen Medien veröffentlicht. Große ausländische Medien beispielsweise aus der Türkei erhalten demnach keinen der 50 garantierten Presse-Sitzplätze im Sitzungssaal A 101, in dem der Prozess gegen das mutmaßliche NSU-Mitglied Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer der rechten Terrorzelle am 17. April beginnen soll.

Das Akkreditierungsverfahren rief heftige Kritik von Journalistengewerkschaften, der Ombudsfrau der NSU-Opfer und der Türkischen Gemeinde hervor. Das im November 2011 aufgeflogene Neonazi-Trio Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) wird für eine bundesweite Mordserie an neun Migranten und einer deutschen Polizistin verantwortlich gemacht. Acht Opfer hatten türkische Wurzeln. (APA, 26.3.2013)