Drei Filialen hat die Laiki-Bank in London und eine in Birmingham, ebenso viele die Bank of Cyprus, und: Sie sind alle offen. "Ja, das ist richtig", heißt es im Finanzministerium in Nikosia. Vergangene Woche und diese Woche auch. "Aber das ist nicht unsere Angelegenheit." Während die Banken auf Zypern immer noch zugesperrt sind und Laiki nur noch 100 Euro pro Tag und Kunde aus den Automaten lässt, um eine Kapitalflucht zu verhindern, bleibt der Hahn in Großbritannien aufgedreht.

Bald zwei Wochen nach Ausbruch des Finanzdesasters beim kleinen EU-Mitglied Zypern wachsen die Zweifel, ob Präsident und Regierung die Kapitalsperre jemals in Griff hatten. Inwieweit Anleger über die Bankfilialen in Großbritannien Geld abpumpen können, ließ sich am Dienstag noch nicht abschätzen. Die Welt berichtete aber, die zypriotische Zentralbank plane eine Ausweitung ihrer Notfallkredite an Banken. Es gehe um 2,5 bis 3 Mrd. Euro. Die Europäische Zentralbank begann, die Abflüsse zu untersuchen. Überweisungen von Spareinlagen sollen nicht festgestellt worden sein. Doch es gibt Ausnahmegenehmigungen der zypriotischen Zentralbank für den Kauf von Treibstoff und "humanitäre Lieferungen", was einen gewissen Spielraum lässt.

Verschiebung nach Russland

Während die Bank of Cyprus (BOC) eine eigene britische Gesellschaft unterhält, wird die Laiki oder Popular Bank in Großbritannien als Filiale des zypriotischen Mutterhauses geführt. Die BOC wiederum hält 80 Prozent an der russischen Uniastrum Bank. Auch hier war noch unklar, in welchem Maßstab Anleger theoretisch eingefrorenes Kapital von der zypriotischen auf die russische Bank verschieben können.

Laiki wird, wie mit den Euro-Finanzministern akkordiert, aufgespalten. Ungesicherte Vermögen von über 100.000 Euro kommen in eine Bad Bank, die Kontoinhaber müssen laut Finanzminister Michalis Sarris Verluste um die 40 Prozent hinnehmen. Vermögen unter 100.000 Euro wandern in die Bank of Cyprus, die zugleich mit neun Milliarden Euro Schulden von Laiki belastet wird. Kapitalabflüsse würden das mühselig ausgehandelte Konstrukt wieder ins Wanken bringen.

Reuters hatte einen nicht namentlich genannten Teilnehmer der Verhandlungen in Brüssel am vergangenen Wochenende mit der Äußerung zitiert, es gäbe fast kein Kapital mehr in der Laiki-Bank. Der Hauptsitz von Laiki in der Limassol-Avenue am Rand von Nikosia war auch am Dienstag wie ausgestorben. Zwei ältere Wachmänner saßen an der Rezeption, eine Putzfrau zupfte Papiermüll aus dem Ziergarten vor dem Glasgebäude, in der Chefetage im siebten Stock gab es noch eine Sekretärin, die Anrufe entgegennahm, aber keinen Chef mehr. Chris Pavlou war vergangenen Freitag zurückgetreten. 2,5 Milliarden Euro hätte die Bank allein an ausländischen Einlagen, hatte er erklärt.

Zumindest die kleineren zypriotischen und die ausländischen Banken sollten am Dienstag öffnen. "Von morgen an beginnt eine neue Periode", hatte ein erschöpft wirkender Nikos Anastasiadis am Montagabend in einer Rede an die Nation erklärt. Doch nur wenige Stunden später war alles wieder anders. Aus Gründen des "öffentlichen Interesses" blieben die Banken auch noch bis einschließlich Mittwoch geschlossen, hieß es in einer mitternächtlichen Erklärung des Finanzministeriums. Zypriotische Zeitungen wussten von einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Staatschef und Zentralbankchef zu berichten. Noch scheint der Weg aus Zyperns Finanzchaos nicht klar festgelegt. Die Conclusio der Ratingagentur Fitch: Dem Land wurde ein Downgrade in Aussicht gestellt. (Markus Bernath aus Nikosia, DER STANDARD, 27.3.2013)