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Der frische Wind auf Zypern gefällt nicht allen gut.  Im Bild ein russisches Werbeplakat in Limassol. Geworben wird für einen Immobilienentwickler. Diesem dürften allerdings die Wohlhabenden abhanden kommen.

Foto: Reuters/Karahalis

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Protest zypriotischer Studenten - auch bei ihnen scheint nicht so recht auf Gegenliebe zu stoßen, was Geldgeber und Landespolitiker vereinbart haben.

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Nikosia - Bekanntlich ist es Teil des Rettungsplanes für Zypern, dass in- und ausländische Konteninhaber zur Rettung des Landes "geladen" sind. Nicht alle Wohlhabenden dürften mit Begeisterung Teil dieser Rettungsarmada sein.

Schon in den Wochen und Tagen vor der Schließung der Banken Zyperns wegen der dramatischen Finanzlage soll es ungewöhnlich hohe Geldüberweisungen ins Ausland und Abhebungen von Bargeld gegeben haben. Diesen Informationen will nun Parlamentspräsident Ginnakis Omirou nachgehen. Wie aus Parlamentskreisen zu erfahren war, hat er die Liste mit den Auslandsüberweisungen der vergangenen Wochen gefordert.

Omirou will prüfen, ob hohe Beamte, die in den Entscheidungszentren der Zentralbank oder auch im Präsidialgebäude sitzen und von der bevorstehenden Entscheidung zur Schließung der Banken am 16. März wussten, ihre Gelder ins Ausland geschafft haben. Zypriotische Medien berichteten ohne Quellenangabe, es seien "Unmengen" von Geld abgehoben worden.

Geldabfluss trotz Sperren

Trotz geschlossener Banken und einer Sperre für den Zahlungsverkehr soll auch in der vergangenen Woche deutlich mehr Geld aus Zypern abgeflossen sein als in den Wochen zuvor, berichtete die FAZ. Die Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf Frankfurter Fachleute für den Zahlungsverkehr. Demnach waren vor der Zuspitzung der Krise die über das Zahlungsverkehrs-System "Target auflaufenden Verbindlichkeiten" der zypriotischen Notenbank gegenüber der EZB täglich um etwa 100 bis 200 Millionen Euro gestiegen. In den vergangenen Tagen sei, nachdem das Parlament das Stabilisierungsprogramm zunächst hatte scheitern lassen, der tägliche Wert auf mehr als das Doppelte angeschwollen.

Allein in der vergangenen Woche könnten also Geldvermögen in Milliardenhöhe aus Zypern abgeflossen sein, obwohl die zypriotische Notenbank eigentlich eine Sperre ausgesprochen hatte. Die zwei Banken im Zentrum der Bankenkrise - Laiki und die Bank of Cyprus - hätten Filialen in London, wird etwa in der Nachrichtenagentur Reuters spekuliert. Beide hätten weder geschlossen noch ein Limit für die Behebung von Geld. Die Bank of Cyprus wiederum sei 80-Prozent-Eignerin der russischen Uniastrum Bank. Auch bei letzterer hätte es keine Restriktionen in Sachen Geldverkehr gegeben.

Langsame Schrumpfung der Spareinlagen

Ausländische Anleger haben allerdings den zypriotischen Banken schon länger den Rücken gekehrt. Bereits im Jänner waren die Spareinlagen auf der Insel um 1,7 Milliarden Euro zurückgegangen. In den ersten Februarwochen soll sich diese Entwicklung fortgesetzt haben. 

Kommenden Donnerstag - bei der geplanten Wieder-Eröffnung der Banken - ist damit zu rechnen, dass noch mehr Menschen versuchen werden, ihre Sparguthaben abzuheben oder per Überweisung in Sicherheit zu bringen. Zyperns Polizei hat schon Pläne für den Schutz der Geldinstitute entworfen. Wie aus Kreisen der Sicherheitskräfte in Zypern zu erfahren war, sollen alle Bankfilialen am Tag der Öffnung der Banken Polizeischutz bekommen - um "potenzielle Gewalttäter" abzuschrecken.  Daneben gibt es strenge Kapitalverkehrskontrollen. Bankkunden könnten künftig weiterhin nur bestimmte Höchstbeträge pro Tag und Monat abheben dürfen. Das Limit für Bankomaten war am Sonntag je nach Bank auf 100 bis 120 Euro reduziert worden.

Unterbrochener Zahlungsverkehr

Wie es mit dem Zahlungsverkehr auf anderen Ebenen weitergehen wird, ist noch offen. Vor einigen Tagen schon hatte die zypriotische Notenbank bekannt gemacht, der Zahlungsverkehr sei unterbrochen. In der offiziellen Mitteilung sind die in solchen Fällen üblichen Ausnahmen allerdings laut FAZ sehr weit gefasst. Erlaubt seien Überweisungen für humanitäre Hilfe, solche, bei deren Ausbleiben die Finanzstabilität gefährdet sei, und besondere Zahlungen, die nicht näher definiert sind. Die ungewöhnlich hohen Abflüsse aus Zypern in den vergangenen Tagen deuteten aber darauf hin, dass die Notenbank in Nikosia die Kontrolle eher großzügig auslege, mutmaßten die Frankfurter Fachleute für den Zahlungsverkehr. (red, derStandard.at, 26.3.2013)