Wien - Die Bevölkerungszusammensetzung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert: Sinkende Geburtenraten und eine höhere Lebenserwartung führen zu einer älteren Gesellschaft in Europa. Weltweit aber werde die Population in den Jahren 2070/2080 wahrscheinlich ihren Höhepunkt mit über neun Milliarden Menschen erreichen, dann werde sie bis zum Ende des Jahrhunderts wieder abfallen, erklärte Wolfgang Lutz, Leiter des Weltbevölkerungsprogramms (POP) des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) und Direktor des Wiener Instituts für Demografie (VID), bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

Bei einem Treffen von Experten aus IIASA, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und der UNECE werden am Montag und Dienstag die Themen Bevölkerungsentwicklung und Nachhaltigkeit behandelt. Pessimistischste Prognosen gehen gar von zwölf Milliarden Menschen zur Jahrhundertwende aus.

Bildung und Geburtenrate

Am 2. Juli findet in Genf die Internationale Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung statt. Seit der letzten Konferenz im Jahr 1994 habe sich die demografische Situation tiefgreifend verändert, sagte Werner Haug vom UN-Bevölkerungsfond. "Die Bevölkerung in Europa altert rapide, während die Geburtenraten sinken", so Lutz. Niedrige Geburtenraten würden stark mit höherer Bildung zusammenhängen. "Junge Menschen sind immer besser ausgebildet, die Frage ist, ob sie dadurch ihre geringe Zahl in Zukunft kompensieren können", sagte Lutz.

Die IIASA untersuche, was die zukünftigen demografischen Herausforderungen sein werden und wie die Regierungen darauf reagieren können. Würde Österreich etwa das dänische System übernehmen, bei dem Männer und Frauen länger arbeiten, gäbe es kaum ein Problem mit dem Pensionssystem in Österreich, so Lutz.

Nicht nur politische Entscheidungen, sondern auch die Mentalität habe einen Einfluss auf die Geburtenrate, sagte Vitalija Gaucaite Wittich, Leiterin der Population Unit der UNECE. In Nordeuropa steigen die Geburtenraten wieder. In Schweden liege die Fertilitätsrate etwa bei 1,9 Kindern pro Frau, während sie in Österreich bei 1,44 liegt. Verantwortlich dafür sei vor allem die Haltung, wie Familie mit Arbeit zu vereinbaren sei. (APA, 25.3.2013)