Wien/Nikosia - Lang dauerte der Applaus der Börsianer für die Zypern-Rettung am Montag nicht. Die Börsen in Europa drehten in die Verlustzone. Namentlich die Bankaktien litten unter Aussagen des neuen Eurogruppen-Chefs Jeroen Dijsselbloem, dass der Restrukturierungsplan für zypriotische Banken als Vorlage für den Rest der Eurozone dienen solle. Das berichteten Händler.

"Diese Äußerung hat die Unsicherheit wieder erhöht", sagte ein Marktteilnehmer. "So etwas kann man zwar denken, sollte es aber nicht so sagen." Zuvor waren die Gewinne nach der vorläufigen Rettung Zyperns bereits etwas abgebröckelt, nachdem in Deutschland der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland seine Prognose deutlich gesenkt hatte.

Ein Börsianer sprach von einem "Testballon" der Eurogruppe: Nachdem die Aktienmärkte das Rettungspaket für Zypern relativ gelassen aufgenommen hätten, teste sie aus, wie weit sie gehen könne. Nun sei auch in den anderen Euro-Peripherieländern eine Kapitalflucht zu befürchten.

Die Rettung Zyperns über die Restrukturierung seiner Großbanken markierte einen Einschnitt im Kampf gegen die Schulden- und Bankenkrise in der Euro-Zone, sagte Dijsselbloem. Zum einen stehe der Fall Zypern Modell für den Umgang mit drohenden Bankpleiten in der Zukunft, erklärte er.

Zum anderen sei klar, dass auch andere Länder mit übergroßem Bankensektor diesen verkleinern müssten. Zypern hatte nach heftigem Streit mit den internationalen Geldgebern im zweiten Anlauf ein Rettungspaket vereinbart. Die beiden größten Banken des Landes sollen zusammengelegt und der Banksektor eingedampft werden.

Befragt nach Luxemburg, Malta und Slowenien betonte Dijsselbloem, der auch niederländischer Finanzminister ist: "Das bedeutet: Klärt das, bevor es zu Schwierigkeiten kommt. Stärkt eure Banken, repariert die Bilanzen und seid euch im Klaren darüber, wenn Banken in Probleme geraten, kommen wir nicht automatisch, um sie zu lösen." Problembanken wie ihre Heimatländer müssten damit rechnen, in Zukunft "zurückgestoßen" zu werden. "Ihr müsst euch damit beschäftigen", wandte sich Dijsselbloem an Partnerstaaten in der Euro-Zone.

Die EZB-Führung, der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble und in Österreich beispielsweise Bank Austria-Chef Willibald Cernko hatten dagegen stets beteuert, Zypern sei ein Einzelfall. (APA, 25.3.2013)