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Moderne Medizin ist hochkomplex, und David B. Agus gelobt, den interessierten Laien, die die Geduld aufbringen, diese erklären zu wollen. Er tut das, weil er der Überzeugung ist, dass Menschen sich nicht länger als passive Opfer böser Erkrankungen begreifen sollten, sondern aktiv ihre Gesundheit mitgestalten können.

Der renommierte amerikanische Onkologe ist ein Apologet von Prävention und will seine Leser davon überzeugen, dass Gesundheit weniger von außen als von innen beeinflussbar ist. Verständnis ist für ihn ein Schlüssel zu verändertem Verhalten, in bester angloamerikanischer Manier beschreibt er molekulare Zusammenhänge in klar verständlichen Worten und skizziert die Grundzüge von so neuen Wissenszweigen wie Proteomics. Damit das alles nicht zu trocken und langweilig ist, spickt er seine Kapitel mit Anekdoten, anschaulichen Beispielen und einer ganzen Reihe von interessanten Beobachtungen aus seiner Erfahrung als Arzt.

Mitwisser Patient

Agus ist Praktiker und pragmatisch, deshalb wollte er, dass der fast 400 Seiten starke Wälzer "Leben ohne Krankheit" einfach auch als Ratgeber gelesen werden kann. Viele seiner Tipps seien banal, könnten kritische Stimmen behaupten, interessant ist aber vor allem die Vielzahl an Studien, mit der er seine Empfehlungen belegt. Das macht die Lektüre eindringlich, Patienten zu Mitwissern.

Agus' Buch ist auch als Kritik an der Industriegesellschaft zu lesen, gleichzeitig ist er ein typischer Vertreter, wenn er für den bedingungslosen Einsatz von Hightech plädiert. Agus' Buch ist auch seine Vision von Gesundheit und jedenfalls lesenswert. (Karin Pollack, DER STANDARD, 25.3.2013)