Es sind interessante Tage, an denen das Porgy & Bess mehr ist als ein toller Jazzclub. Spätabends eine isländische Band, davor Wortspiele, das Literaturfestival, und zuvor (in der strengen Kammer) tatsächlich auch noch eine neue Kammeroper: Basierend auf dem Roman Böhmische Bibel - Unheilige Schrift für Puppen von Lydia Mischkulnig und Sabine Scholl haben Regisseur Markus Kupferblum und Komponist Renald Deppe eine surreale, musiktheatrale Fantasie ersonnen, in der sich die Musik polyglott zeigt. Deppe greift zu düsteren Sounds, schummrigem Blues, Pink-Floyd-Zitaten (Song: Money) und Wagners Tristan-Chromatik. Auch Sirtaki und auf die Szene reagierende freie Improvisation sind dabei - wie auch Anlehnungen an den bissig-ironischen Stil von Kurt Weill.

Nicht weniger prall auch die Figurenwelt: Da sind animierte Flugkühe und Tintenfische (Animationen: Konrad Stania); da ist ein im blasierten Falco-Tonfall sich mitteilender Geldzwerg (Johannes Steiner), da ist Kupferblum als Poseidon. Und da sind schließlich Ulla Pilz und Elisa Überschär, um auf engem Raum Abenteuer zu bestehen. Eine sympathische Neuheit, die natürlich inhaltlich auch ein bisschen ratlos zurücklässt.  (red,  DER STANDARD,  23./24.3.2013)