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Zeitausgleich, Home-Office, Erziehungsurlaub etc. sollen zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen.

Foto: AP/Richard Camp

Die große Herausforderung, vor der weltweit Human-Resources-Verantwortliche stehen, stellt sich als Medaille mit zwei Seiten dar: Zum einen gilt es, die strategischen Unternehmensziele adäquat an die Mitarbeiter weiterzutragen und dabei andererseits deren Motivation und Engagement dergestalt hochzuhalten, um die Ziele auch tatsächlich zu erreichen. Kulturelle Unterschiede in der Umsetzung gibt es selbstredend. Ebenso Unterschiede in der Priorisierung der HR-Agenden.

Für HR-Entscheider in Europa haben im Jahr 2013 eine erfolgreich umgesetzte Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und Change-Management oberste Priorität. Das sagen die Studienautoren des "Global HR Barometer 2013" des weltweit agierenden Personalberaters Michael Page. Mehr als 4300 HR-Manager und -Verantwortliche wurden dafür weltweit und quer durch alle Branchen befragt.

Rekrutieren von Talenten

Ganz oben auf der Agenda der HR-Manager weltweit steht dabei das Rekrutieren von Talenten: Trotz anhaltender Wirtschaftskrise, so heißt es, geben 83 Prozent aller Befragten an, dass sie 2013 neue Mitarbeiter aufnehmen wollen. In Asien und Australien sowie Neuseeland sind es laut Umfrage am meisten (91 Prozent).

Im Vergleich dazu planen nur 76 Prozent der europäischen Unternehmen Neuanstellungen - ein Zeichen dafür, dass besonders Europa mit der derzeitigen wirtschaftlichen Situation zu kämpfen habe, so die Studie weiter. Für rund die Hälfte aller Befragten stellt sich die Suche nach den Besten als "schwierig" respektive "sehr schwierig" dar.

Anheuern, aber auch halten

Mindestens genau so wichtig wie das Anheuern der Richtigen sei das Halten ebendieser. Eindeutige Indizien dafür seien die zahlreichen Maßnahmen, die für die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit im Einsatz sind. 93 Prozent aller befragten HR-Manager geben an, dafür eigene Strategien erarbeitet zu haben.

Die meistgenannten Maßnahmen waren "Training & Weiterbildung" (55 Prozent), "Entlohnung & Benefits (47 Prozent) sowie 38 Prozent "Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance". 81 Prozent der befragten Unternehmen bieten allein für Letzteres verschiedene Optionen an: Zeitausgleich, Home-Office, Erziehungsurlaub etc. sollen zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen, heißt es.

Allerdings, so die Autoren weiter, werden diese Maßnahmen nur sehr moderat umgesetzt. Denn auch wenn die Work-Life-Balance zu einem bedeutenden Bestandteil der Mitarbeiterbindungsmaßnahmen geworden ist, sehe das in der Praxis oft anders aus. Noch seien viele Unternehmen diesbezüglich nicht flexibel genug, heißt es weiter.

HR-Manager zufrieden mit ihrem Job

Zum Job der HR-Manager selbst konnten die Studienleiter feststellen, dass dieser wohl zu einer längeren Verweildauer einlade. Heißt: Die Befragten sind tendenziell zufrieden mit dem, was sie tun. 34 Prozent der Befragten sind zehn Jahre und schon länger als HR-Manager in ihren Unternehmen tätig - viele darunter bezeichnen sich als beruflich sehr erfahren.

60 Prozent der Befragten sind zwischen 35 und 49 Jahre alt - in kleineren und mittleren Betrieben, so die Studie weiter, sind die HR-Manager und -Entscheider tendenziell jünger als in Konzernen. 58 Prozent der Befragten haben Auslandserfahrung vorzuweisen.

Frauen dominieren HR-Abteilungen

Eindeutig stellt auch diese Studie fest, dass vor allem Frauen in den HR-Abteilungen einen adäquaten Karriereweg zu finden scheinen. Weltweit sind 59 Prozent der Befragten weiblich - der Anteil der Frauen unterscheidet sich hinsichtlich Region und Unternehmensgröße.

In Klein- und Mittelbetrieben liegt der Frauenanteil bei 60 Prozent, in Unternehmen mit über 1000 Beschäftigten liegt er bei 45 Prozent. Mehr als die Hälfte der Frauen (52 Prozent) haben die Position des HR-Director oder HR-Vice-President inne, heißt es weiter.

Gehaltsniveau

Die Gehaltsunterschiede bei den Personalverantwortlichen können - regional betrachtet - als beträchtlich bezeichnet werden: 40 Prozent der Unternehmen in Asien und 35 Prozent der europäischen Unternehmen zahlten an Personaldirektoren und Personalmanager weniger als 60.000 Euro Jahresgehalt, so die Studie.

Wobei das niedrige Gehaltsniveau in Europa, so die Autoren weiter, stark durch Portugal, Russland, Polen, die Türkei und Frankreich beeinflusst werde und teilweise durch eine niedrige Altersstruktur in diesen Ländern bedingt sei. Nur neun Prozent der europäischen Personalentscheider erhielten ein Jahresgehalt von mehr als 150.000 Euro.

In Australien etwa seien es 26 Prozent und in Lateinamerika 23 Prozent. Bei der variablen Vergütung stelle sich die Situation im Verhältnis ähnlich dar: In Europa, Nordamerika und Australien betrügen laut Michael Pages "Global HR Barometer" die variablen Anteile bei rund 40 Prozent der Befragten weniger als fünf Prozent. Im Vergleich zahle ein Viertel der Unternehmen in Lateinamerika einen variablen Anteil von 20 Prozent und mehr. (haa, DER STANDARD, 23./24.3.2013)