Bild nicht mehr verfügbar.

Laut der Ratingagentur Moody's hatten russische Banken Ende 2012 9,3 Milliarden Euro, Firmen 14,7 Milliarden Euro in Zypern angelegt.

Foto: ap/karadjias petros
Grafik: Standard

Moskau/Nikosia – Russland verwehrt dem krisengeschüttelten EU-Mitglied Zypern neue Finanzhilfen. Man will weder in die maroden Banken des Inselstaates noch in die Gasförderung investieren. Ein bestehender Milliardenkredit wird nicht verlängert. Für das Nein hat der russische Finanzminister Anton Siluanow allerdings mehrere Tage gebraucht. Laut Medienberichten nicht ohne Grund. Der Kreml nimmt Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen Europolitikern die geplante – und vom zypriotischen Parlament abgelehnte – Zwangsabgabe auf Bankeinlagen übel. Diese hätte russische Bürger und Staatsunternehmen schwer getroffen.

Druckmittel

"Die russische Bedächtigkeit bei der Erteilung neuer Hilfen für die Insel ist ein bequemes Druckmittel gegen Europa", schreibt die Moskauer Tageszeitung "Nesawissimaja Gaseta". Von den auf Zypern verwalteten Guthaben in Höhe von rund 70 Milliarden Euro – die einem Vielfachen der rund 18 Milliarden Euro schweren Wirtschaftsleistung entsprechen – sind etwa 30 Milliarden Ausländern zuzuordnen. Der Großteil entfällt auf Russen und Briten.

Russland spielt nun auf Zeit. Dass das Land nicht mit den Gasvorkommen liebäugelt, ist kaum zu glauben. Offiziell hat man einen daran geknüpften Hilfskredit abgelehnt, weil die EU keine neue Schulden für den Inselstaat akzeptiert. Inoffiziell soll Russland aber mit noch großzügigeren zypriotischen Gasgeschenken pokern.

Gespaltener Kreml

Der Kreml fühlt zudem bei der Zypernkrise zwei Seelen in der Brust schlagen. Einerseits haben viele Oligarchen mutmaßlich unversteuerte Gelder in Zypern geparkt. An die möchte die Staatskasse nur allzu gerne heran. Ein Deal mit den Zyprioten, der einen Teil der Abgaben für Russland vorsehe, würde da zupass kommen. Andererseits sind es gerade russische Staatsunternehmen, die von der Schröpfung bedrohte Bankguthaben auf der Insel halten.

Laut Ratingagentur Moody's hatten russische Banken dort Ende 2012 9,3 Milliarden Euro, andere Firmen noch einmal 14,7 Milliarden Euro angelegt. Ganz dick im Geschäft ist dabei die VTB, vormals als Vneschtorgbank bekannt, an der der russische Staat die Mehrheit hält. Aber auch die Promswjasbank ist in Zypern aktiv.

Geringes Ölengagement

Von den wichtigsten russischen Unternehmen rechnen der Mobilfunkanbieter Megafon, die Stahlkonzerne Evraz und Severstal und der Aluminium-Spezialist UC Rusal nicht mit Auswirkungen auf das Geschäft. Gazprom verfügt Analysten zufolge über geringe Anlagebestände.

Der zweitgrößte Ölkonzern des Landes, Lukoil, betreibt Tankstellen auf der Insel. Analysen der Credit Suisse gehen davon aus, dass das Unternehmen zudem über Anlagen in Zypern verfügt und das Management Aktien über zypriotische Vehikel hält. (APA/Reuters/red, derStandard.at, 22.3.2013)