Die Russen hatten bereits die Chance mit einem Gasblock und ließen sie aus, sagt Gary Lakes.

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STANDARD: Zyperns Regierung ist bemüht, so schnell wie nur möglich die vermuteten Gasfelder vor der Insel in den Augen der europäischen Kreditgeber als Garantie aufzubauen. Wie glaubwürdig ist das?

Lakes: Ich weiß nicht, ob das wirklich eine Option ist. Die Idee von einem Handel "Gas gegen Kredit" kam während des Präsidentschaftswahlkampfs Anfang des Jahres auf, jetzt ist sie wieder da inmitten dieses Fiaskos hier. Die Regierung hat für sechs Blöcke Produktionsvereinbarungen geschlossen. Aber das einzige Gas, das bisher entdeckt wurde, war in dem Aphrodite-Feld in Block 12, und Noble, das Unternehmen, hat keine Prüfbohrung durchgeführt. Die Regierung kann also noch nicht die Kommerzialisierung dieses einen Feldes verkünden. Es gibt eine Menge Spekulationen darüber, die Leute spielen mit ihren Rechnern, wie viel Geld dieses Gas gemessen an derzeitigen und künftigen Marktwerten bringen könnte - aber das alles hat noch keine Substanz. Und in den übrigen Blöcken haben noch nicht einmal die seismischen Untersuchungen begonnen.

STANDARD: Zypern könnte am Ende also auch ohne Gas dastehen?

Lakes: Das glaube ich dann doch nicht. Konzerne wie Eni und Total kennen ihr Geschäft. Wenn sie hier Abkommen mit der Regierung über die Aufteilung von Produktionseinnahmen abschließen und beträchtliche Boni zahlen, dann heißt das ja wohl, dass sie etwas sehen, das wert ist, untersucht zu werden. Charalambos Ellinas, der Chef der neuen Energiebehörde Kretyk, hat kürzlich erst gesagt, die sechs Blöcke, für die Lizenzen vergeben wurden, dürften 1,13 Billionen Kubikmeter Gas enthalten. Aber man weiß es eben erst, wenn man bohrt.

STANDARD: Wo sind die Russen in diesem Spiel?

Lakes: Es gibt Spekulationen in den Medien hier, dass Handelsminister Giorgos Lakkotrypis diese Woche in Moskau den Russen Block 4, 5 und 6 im Westen vor Zypern angeboten hätte. Die Führung der neuen Energiebehörde weiß davon jedenfalls nichts, so hat sie gesagt. Es sind auch die Blöcke, von denen die Türkei behauptet, sie gehörten noch zum Kontinentalsockel ihres Landes.

STANDARD: Gasprom hatte für einen wichtigen Block mitgeboten, fiel am Ende aber heraus. Sind die Russen nicht wirklich interessiert?

Lakes: Gasprombank hatte sich an Total und Nowatek angeschlossen für eine Lizenz von Block 9. Die sehr russlandfreundliche Vorgängerregierung wollte ihnen auch den Zuschlag geben, obwohl das Angebot weit unten gereiht war, als fünftes von acht. Die Regierung wurde dafür kritisiert, den Zuschlag erhielten am Ende wieder Eni mit der südkoreanischen Kogas. Die Russen hatten die Chance. Vielleicht interessieren sie jetzt die Blöcke im Westen mehr. (Markus Bernath, DER STANDARD, 22.3.2013)