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Solche Bilder sollen bald der Vergangenheit angehören. Ein Beamter im Archiv des Finanzamtes für Körperschaften in Wien.

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Wien – "Ihr Anruf wird gerne entgegen genommen". Wer die Dienste des Finanzamtes in Anspruch nimmt, wird freundlich, ja geradezu eindringlich in die Warteschleife befördert. Dort ist es so ungemütlich, wie in jeder anderen Warteschleife auch. Derzeit dauert es – subjektiver Eindruck oder objektive Tatsache, ist nicht ganz einfach festzustellen -  ganz besonders lang, bis man beim zuständigen Fachpersonal landet. Wer einmal im Jahr in Sachen Arbeitnehmerveranlagung bei den Behörden Rat einholen muss, kann vermutlich damit leben. Wer beruflich täglich mit dem Finanzamt zu tun hat, rauft sich die Haare. "Es sind viele Anrufer in der Warteschleife" lautet die Erklärung via Band. Ein Steuerberater hat gegenüber derStandard.at eine andere Einschätzung. Seit das neue Finanzamt Wien Mitte eröffnet hat, herrsche hier Vollchaos, klagt der Mann.

"Die Telefonanlage funktioniert seit Wochen nicht! Und zwar nicht nur, weil jetzt die Zeit für den Jahresausgleich ist" berichtet er. Nicht nur, dass er 20 Minuten lang in der Warteschleife hänge, "und das ist die Regel". In letzter Zeit sei er überhaupt nicht mehr durchgekommen. Steuernummern für Klienten? Informationen für Unternehmensgründer? Schwer bis gar nicht zu bekommen. Es gebe nämlich nur 34 Leitungen. Wer anruft, muss eine Vorauswahl treffen. Weiß man nicht genau, wer zuständig ist, wählt man die Null. Damit lande man unweigerlich im Nirwana, der Anruf werde abgebrochen, so der Steuerberater. Er habe sich darüber auch bei der Kammer beschwert.

Probleme gelöst

Damit war er nicht alleine. "Ja, es gab Probleme", heißt es von Seiten der Kammer der Wirtschaftstreuhänder. Offensichtlich gebe es zu wenige Erstinformationsstellen. Mittlerweile aber habe die Kammer eine Liste mit den Durchwahlen der einzelnen Dienste ausgeschickt, und "seither ist Ruhe".

Das neue Finanzzentrum in Wien-Landstraße wurde im Dezember eröffnet. Sieben der acht Finanzämter aus den Bezirken sind in den Bahnhofskomplex Wien-Mitte übersiedelt. Nur jenes in Kagran für die Bezirke 2, 20, 21 und 22 bleibt bestehen. Auch dieses ist aber an die Marxergasse gebunden. Zeitgleich mit der Übersiedlung wurde nämlich auch die Pflicht eingeführt, alle Dokumente zu scannen, im Sinne einer modernen Verwaltung. In Kagran dürfe man das aber gar nicht machen.

Alle Akten werden gesammelt und am Abend nach Wien Mitte gebracht. Dort stehen die Scanner. Der Probebetrieb sei nur 14 Tage vor der Übersiedlung aufgenommen worden, die Vorlaufzeit sei zu kurz gewesen. Dass diese Umstellung auf papierlosen Zustand nicht ganz problemlos von statten geht, ist kein Geheimnis (siehe dazu: Finanzzentrum muss ohne Papierakten arbeiten). Derzeit sei das Finanzamt mit dem Scannen zehn bis zwölf Tage im Rückstand, klagt der Steuerberater.

Auf dem Weg zu Vorzeigeprojekt

Aus dem Finanzministerium heißt es, das Scanning sei "ein Vorzeigeprojekt für eine moderne und effiziente Verwaltung." Ende 2012 habe man mit der Umstellung auf das papierlose Büro begonnen. Dokumente werden laut Ministerium gescannt und den jeweiligen Verfahren automatisch zugeordnet. Dringende und so genannte Standard-Poststücke (dazu zählt die Arbeitnehmerveranlagung, Anm.) würden umgehend digitalisiert. Alle weiteren Poststücke können demnach bis zu rund zehn Tage dauern. Allerdings wird auch Besserung gelobt: "Durch die laufenden organisatorischen Anpassungen und die "lernende" Software wird auch diese Zeitspanne stetig verkürzt." (rb, part, derStandard.at, 26.3.2013)