Sofia - Der neue Übergangspremier Bulgariens, Marin Rajkow, sieht sich mit Stasi-Vorwürfen konfrontiert. Der frühere Botschafter in Paris sei vor und nach der Wende für die Außenspionage des bulgarischen Verteidigungsministeriums tätig gewesen, erklärte der Ex-Diplomat und Journalist Welisar Entschew laut einem Bericht der Nachrichtenagentur BGNES vom Donnerstag.

Dabei hatte Präsident Rossen Plewneliew bei der Angelobung explizit erklärt, dass dem Übergangskabinett keine Personen angehören, denen Verbindungen zu den kommunistischen Geheimdiensten nachgesagt werden könnten.

Entschew war selbst als Offizier des bulgarischen Nachrichtendienstes enttarnt worden. Er erklärte, dass Rajkow Ende der 1980er Jahre im Dienste der kommunistischen Diktatur bei einer Sitzung der UNESCO in Paris 1988 die durch Gewalt erzwungene Namensänderung der bulgarischen Türken verteidigt habe. Er habe auch später noch für den Geheimdienst gearbeitet. Rajkow belastende Akten seien aber Ende der 1990er Jahre - als er Vizeaußenminister in der bürgerlichen Regierung von Iwan Kostow (1997-2001) war - mit Zustimmung des damaligen Premiers "versteckt" worden.

Andere politische Beobachter bemerken, dass auch Innenministerin Petja Parwanowa "sehr merkwürdige Stellen im beruflichen Lebenslauf" aufweise. Verdächtig erscheine etwa ihre Tätigkeit als Übersetzerin in der Botschaft der DDR vor der Wende.

Zeitgleich verlangte der in Bulgarien bekannte Rapper Mischo Schamara ("Die Ohrfeige"), dass Ex-Premier Bojko Borissow ins Gefängnis gesteckt müsse, weil er angeblich als Polizeigeneral der "größte Drogenproduzent" von Metamphetaminen in Europa gewesen war. Borissow äußerte sich zu den Vorwürfen vorerst nicht. Schamara hatte sich vor einem Jahr wegen "Blasphemie" vor Gericht verantworten müssen. Er hatte die Farben der Nationalfahnen mit Drogen (Kokain/weiß), (Marihuana/grün) und einer benutzen Damenbinde (rot) verglichen. (APA, 21.3.2013)