Hier eine Panorama-Aufnahme vom Seidler-Turm mit dem per Computer integrierten Wohnturm "Danube Flats".

Rendering: project A01 architects

Die "Initiative Kaisermühlen" bezweifelt, dass die Renderings stimmen, und verlangt bis zum nächsten Gesprächstermin neue.

Rendering: project A01 architects

Bis Freitag wird im Foyer des ehemaligen Cineplexx-Kinos noch über das Bauvorhaben informiert.

Foto: Putschögl

Der Streit um die geplanten "Danube Flats", den 150 Meter hohen Wohnturm in Kaisermühlen, läuft weiter - in Form eines "Kleinkriegs" um Aufmerksamkeit. Denn während die Projektinitiatoren Soravia Group und S+B noch bis Freitag im ehemaligen Cineplexx an der Reichsbrücke Info-Abende für die Bevölkerung veranstalten, versammelt sich die "Initiative Kaisermühlen", die weiterhin gegen den Turm ankämpft, zeitgleich im Foyer des Harry-Seidler-Turms (Details siehe unten).

Für S+B-Vorstand Wolfdieter Jarisch herrscht dennoch ein "konstruktives Gesprächsklima" mit der Initiative, erklärte er am Mittwoch Abend im Cineplexx-Gebäude. Nicht ohne zu betonen, dass die bereits zweite Serie an Info-Abenden ein Entgegenkommen seitens der Bauherren sei: Schon im Dezember fanden die ersten Info-Veranstaltungen statt, damit seien die gesetzlichen Vorgaben eigentlich schon erfüllt gewesen.

Schautafeln und Auskunftspersonen

Allerdings herrscht offenbar nach wie vor großer Bedarf an Informationen. Mehrere hundert Besucher machten sich gestern ein Bild von dem Bauvorhaben. Auf zahlreichen Schautafeln kann man dort Computer-Renderings aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, ein Modell kann besichtigt werden und es sind rund ein Dutzend  Mitarbeiter der beiden Firmen vor Ort, um Auskünfte zu erteilen.

Großes Thema ist dabei die befürchtete eingeschränkte Sicht auf die Donau, wenn der Wohnturm einmal fertig ist. Und auch punkto Lärm und Wind gibt es nach wie vor große Vorbehalte. Die bereits vorhandenen Wind- und Lärmgutachten wurden mittlerweile auf der Projekt-Website zugänglich gemacht (im Bereich "Presse"). Die Lärmbelastung für die Bewohner des Seidler-Turms werde nach Fertigstellung des neuen Wohnturms sogar sinken, heißt es darin unter anderem.

"Falsche Renderings"

Irmgard Taibl, Sprecherin der Bürgerinitiative, will das alles nach wie vor nicht so recht glauben. "Wir sind weiterhin gegen das Projekt", erklärt sie im Gespräch mit derStandard.at. 1.600 Unterschriften gegen das Projekt liegen schon vor, im Foyer des Seidler-Turms wird weiterhin fleißig gesammelt.

Taibl glaubt, dass die Computerbilder, die man ihnen vorgelegt hat, falsch sind - und verlangt, dass bis zum nächsten Gesprächstermin am 18. April von den Bauwerbern ein neues Rendering vorgelegt wird, das die Sicht "von der Mitte der Reichsbrücke" auf das Projekt zeigt.

Petition angestrebt

Außerdem strebt die Initiative eine Petition nach dem kürzlich in Kraft getreteten neuen Wiener Petitionsrecht an, um die Sache so in den Gemeinderat zu bekommen. "Der Druck auf die Politik muss noch größer werden", nennt Taibl als Ziel. Insbesondere bei den Grünen hofft sie noch auf ein Einlenken. Mit den Bezirks-Grünen habe man ein sehr gutes Einvernehmen, "und die können vielleicht den Chorherr noch umstimmen". Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr zählt bekanntlich zu den stärksten Proponenten des Projekts, da Wien dringend neue Wohnungen benötige.

S+B-Vorstand Jarisch wies am Mittwoch neuerlich darauf hin, dass man nach wie vor "nur" in der Entwurfsplanung stecke; "bis zur Baugenehmigung ist es noch ein langer Weg". Man stelle aber immer wieder fest, dass die Anrainer "nicht generell gegen das Projekt sind. Sie wollen's nur nicht hier haben."

Mehr als 1.000 Interessenten

Das Interesse an den geplanten (rund) 500 Wohnungen, davon (rund) 320 im Turm (die restlichen Wohnungen werden in drei niedrigeren Gebäuden unmittelbar daneben untergebracht), sei jedenfalls jetzt schon groß, so Jarisch. Man habe in diesem frühen Projektstadium naturgemäß weder Grundrisse noch Preise vorzuweisen, und die Info-Abende seien auch dezidiert keine Verkaufsveranstaltungen; "aber wenn jemand Interesse an einer Wohnung bekundet, werden wir ihn natürlich nicht wegschicken". Die Namen der potenziellen Mieter und Käufer werden gesammelt, auf diese Art habe man bereits "mehr als tausend" Interessenten beisammen. "Nur für den Turm", betonte der S+B-Vorstand - womit dieser bereits theoretisch dreifach überbucht wäre.

Und was die Breite des geplanten Wohnturms betrifft, versuchte Jarisch am Mittwoch die besorgten Anrainer einmal mehr zu beruhigen: "Rund 20 Meter" werden es sein, "also in etwa vier Pkw". (Martin Putschögl, derStandard.at, 21.3.2013)