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Der Überfall auf einen Juwelier in der Wiener Wollzeile führte zur Ergreifung von zwölf Mitgliedern der "Pink Panther".

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Der Überfall auf einen Uhren- und Schmuckhändler in der Wiener Wollzeile am 12. März führte zur Festnahme mehrerer mutmaßlicher Mitglieder der "Pink Panther"-Bande. Insgesamt zwölf Männer sind seither verhaftet worden. Ihnen werden sechs Raubüberfälle auf Juweliere in Wien und Salzburg angelastet. Das gab Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Donnerstag in Wien bekannt. Die in Haft befindlichen Personen legten Teilgeständnisse ab.

Unmittelbar nach dem Überfall in der Wollzeile war einer der vier Täter in der Wiener Innenstadt festgenommen worden. Überraschenderweise habe der aus Serbien stammende Verdächtige schnell ein Geständnis abgelegt, sagte Oberstleutnant Robert Klug vom Landeskriminalamt Wien. Elf weitere Mitglieder konnten daraufhin ausgeforscht werden. Die Polizei habe Beute im Gesamtwert von 567.000 Euro sichergestellt.

Fahrschein gab Hinweis

Die Ermittler, die aus früheren Erhebungen bereits wussten, dass die Bande ihr Hauptquartier in Ottakring hatte, fanden bei dem ersten Festgenommenen einen Fahrschein. So kamen sie auf eine Haltestelle, an der die Bande offenbar in öffentliche Verkehrsmittel einstieg. Nachforschungen führten die Fahnder letztlich zu einer Wohnung in der Mariengasse. Dort nahmen sie weitere Verdächtige fest.

In Ungarn wurde ein mutmaßlicher Hehler ausfindig gemacht, der logistisch tätig gewesen sein soll. Die beiden Inhaber des Appartements wurden mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt, ihnen dürfte eine Beteiligung an den Coups der "Pink Panther"-Bande nicht nachzuweisen sein. Bei anderen Verdächtigen, die nicht unmittelbar beim Überfall auf den Juwelier in der Wollzeile dabei waren, soll es sich um Bestimmungstäter handeln. 

Sechs Überfälle zugeschrieben

Fünf Tatorte lagen in Wien, einer in Salzburg, der erste Überfall hatte im Februar 2012 stattgefunden. Die Taten sollen die Verdächtigen in wechselnder Zusammensetzung begangen haben. Ein weiterer Komplize, dessen Identität mittlerweile feststehe, ist noch zur Fahndung ausgeschrieben.

Überfälle auch in den USA und Japan

Laut Angaben der österreichischen Ermittler handelt es sich bei den "Pink Panther" um eine weltweit tätige kriminelle Organisation, die aus 200 oder mehr Mitgliedern bestehen soll. Die meisten sollen aus Städten in Serbien und Montenegro stammen. Mitglieder hätten auch bereits Überfälle in Japan, den USA und Dubai verübt.

Die Legende um die "Pink Panther" begann nach einem Bericht der Nachrichtenagentur apn vor sieben Jahren mit einer Cremedose. Milan Jovetic war an einem Überfall auf den Juwelier Graff in der Bond Street in London beteiligt, bei dem Diamanten im Wert von 23 Millionen Euro den Besitzer wechselten. Als er ein paar Tage später gefasst wurde, fand Scotland Yard einen rund 800.000 Euro teuren Diamantring. Versteckt war das Schmuckstück in einer Cremedose seiner Freundin - genau wie im Blake-Edwards-Film "Der rosarote Panther" von 1963, dem ersten der Pink-Panther-Reihe.

Professionelles Vorgehen

Der Bande ist laut einem österreichischen Ermittler "eine gewisse Professionalität nicht abzusprechen". Ihre Coups gehen meist blitzschnell: Die Täter gehen in das Geschäft, drängen die Verkäufer in den hinteren Bereich und halten sie dort in Schach. Unterdessen werden Vitrinen und Schaufenster ausgeräumt.

Dass es die "Pink Panther" nur auf hochpreisige Uhren abgesehen haben, war lange Zeit eine Theorie der Ermittler. Diese Annahme lasse sich aber nicht mehr aufrechterhalten. So forderten sie beim Überfall in der Wollzeile sowohl Uhren als auch andere Wertsachen. "Sie nehmen auch Aufträge an", soll ein Insider erzählt haben.

Planung im Vorfeld

Schwerpunkt der Tätigkeit der "Pink Panther" ist Europa. Wenn ein Überfall geplant ist, reist ein Organisator voraus. Er späht das zu überfallende Objekt aus und sorgt für Quartier und Logistik für die eigentlichen Täter. Diese reisen einige Tage vor dem Überfall an, bereiten den Überfall vor und verschwinden wieder.

Die Beute wird in der Regel nicht an Ort und Stelle in Umlauf gebracht. Dafür gibt es den Ermittlern zufolge ein eigenes Netzwerk, über die Uhren und Juwelen veräußert werden. 

Weitere aktive Gruppe vermutet

Nach den Erkenntnissen der Ermittler ist zumindest eine weitere "Pink Panther"-Gruppe in Österreich aktiv. Diese benutzt bei der Flucht gerne Motorräder und dürfte nicht zuletzt aufgrund der Witterung derzeit weniger aktiv sein. Auch ein letztlich misslungener Überfall im Dezember auf dem Stephansplatz wird "Pink Panthern" zugeschrieben. Ein Passant hatte einem der Täter die Beute abgenommen. (APA/red, derStandard.at, 21.3.2013)