Bild nicht mehr verfügbar.

Feinkost gilt als Herzstück der Supermärkte. Zielpunkt wird sie künftig selbst betreiben, Schirnhofer bleibt Lieferant.

Foto: apa/Ulrich Perrey

Wien - Es sei ein großer Schritt, jedes Konzept habe aber seine Zeit, sagt Christian Laschet, die neuen Strukturen seien letztlich für beide Partner nützlich. Der Chef von Schirnhofer ließ seine Mitarbeiter am Mittwoch wissen, dass gut 800 unter ihnen künftig Zielpunkt unterstellt sind. Der Feinkosthersteller dient der Lebensmittelkette in Zukunft nur noch als Lieferant.

Die 800 Arbeitsplätze seien gesichert, das sei eine der Prämissen des Deals gewesen, der am Dienstag bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet wurde, sagt Laschet.

54 Millionen Euro Umsatz

Die von den Steirern betriebenen Wursttheken übernimmt in den kommenden drei Jahren Zielpunkt. Alles andere sei nicht mehr zeitgemäß, hatte Erich Schönleitner schon im Vorfeld wissen lassen. Schönleitner führt die Pfeiffer-Gruppe, die bei Zielpunkt seit heuer den Schritt vorgibt.

Schirnhofer gibt damit 54 Millionen Euro Umsatz ab. Nach zwei Jahren mit leichten Verlusten erzielte die Sparte zuletzt bei negativem Cashflow wieder kleine Gewinne. Der Familienbetrieb ist mit Zielpunkt groß geworden. Die finanziellen Turbulenzen der Kette wurden jedoch zunehmend zu einem Risikofaktor. 2015 laufen zudem Kooperationsverträge aus.

Eigene Feinkoststandorte sollen nun die Abhängigkeit von Supermärkten reduzieren. Bis 2018 sind 50 Läden geplant, zwei gibt es bisher, der dritte eröffnet im April.

Umstellung auf Selbstbedienung

Zielpunkt stelle einen Teil der Theken auf Selbstbedienung um, erläutert Unternehmenschef Thomas Janny. Was nicht bedeute, das man deswegen weniger Mitarbeiter benötige, wie er verspricht. An Schirnhofer als Hauptlieferant für Wurstwaren ändere sich nichts.

Zielpunkt steckt nach wie vor in der Verlustzone. Pfeiffer gibt sich drei Jahre Zeit, um das zu ändern. Gerüchte in der Branche über ein Naheverhältnis zu Raiffeisen als Geldgeber im Hintergrund, weist Schönleitner auf Standard-Anfrage scharf zurück. Synergien im Einkauf und in der Logistik würden sukzessiv Erträge bringen.

Statt Pfeiffer selbst hat sich ein Anwalt des Unternehmens mehrheitlich an Zielpunkt beteiligt, um die Anteile in der Folge schrittweise an die Handelsgruppe abzugeben. Kritiker sehen darin eine Umgehungskonstruktion "erster Güte"; sie diene dazu, Rewe und Spar keine Angriffsmöglichkeit bei kartellrechtlichen Verfahren zu geben. "Unsinn", sagt Schönleitner. Man habe alles im Vorfeld mit der Kartellbehörde abgestimmt. Abgesehen davon erreiche der gemeinsame Marktanteil von Pfeiffer und Zielpunkt keine kritische Größe.

Drohende Insolvenz abgewendet

Eine drohende Insolvenz von Zielpunkt wurde dem Vernehmen nach vor allem durch den Verkauf von 18 Filialen in Oberösterreich abgewendet. Pfeiffer habe Schritte gesetzt, um die angespannte Liquidität zu entspannen, erläutert Schönleitner. Die Umstellung der Filialen auf Unimarkt sei jedoch vor allem strategisch wichtig gewesen. Er sei mit Zielpunkts aktuellem Kurs zufrieden. Die Zahl der Filialen soll gehalten werden. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 21.3.2013)