Diese "PACS Bright Red Sources" (auf dem linken Bild, das mit dem Spitzer-Teleskop aufgenommen wurde, noch unsichtbar) gehören zu den jüngsten bislang bekannten Protosternen überhaupt.

Foto: A. M. Stutz (MPIA)

Heidelberg - "Wir nähern uns dem Moment, Zeugen der Geburt eines Sterns zu werden": So wird Amelia Stutz vom Max-Planck-Institut für Astronomie auf der Website der NASA zitiert. Hintergrund ist eine im "Astrophysical Journal" erscheinende Studie über Protosterne, die mit Hilfe des Herschel-Weltraumteleskops im Orion-Komplex, einer 1.500 bis 1.600 Lichtjahre entfernten Ansammlung von Gaswolken und Nebeln, ausgemacht werden konnten.

Wenn eine Molekülwolke im interstellaren Raum kollabiert, bildet sich an dem Punkt, an dem die Massen zusammenströmen, ein Protostern. Dabei wird Gravitationsenergie in Wärme umgesetzt, und dies kann von einem Infrarotteleskop wie Herschel registriert werden.

Kalt bedeutet jung

In den letzten Jahren haben sich Astronomengruppen mit Hilfe immer höher entwickelter Infrarot-Technologie einen regelrechten Wettlauf geliefert, Protosterne in immer früheren Entwicklungsstadien zu entdecken. Jetzt hat die Gruppe, zu der Stutz gehört, das Weltraumteleskop Herschel und das Submillimeter-Teleskop APEX genutzt, um die jüngsten bislang bekannten Protosterne ausfindig zu machen. Es handelt sich gewissermaßen um stellare Embryos, die tief in dichte Staub-Kokons eingebettet sind.

Das Interesse war geweckt, als das erste Objekt entdeckt wurde, das auf Bildern des Spitzer-Teleskops nicht zu sehen gewesen war. Spitzer arbeitet im Bereich kürzerer Wellenlängen als Herschel. Dass ein Objekt bei längeren Wellenlängen hell leuchtet, bei kürzeren dagegen unsichtbar ist, ist ein Hinweis auf eine vergleichsweise niedrige Temperatur. Bei dem Objekt schien es sich also um einen außergewöhnlich kalten Protostern zu handeln. Eine derart niedrige Temperatur, wie nun registriert, weist auf einen Protostern in einem sehr frühen Entwicklungsstadium hin.

Nach dieser ersten vielversprechenden Entdeckung durchkämmte Stutz sorgfältig die Orion-Daten, um zu sehen, ob sich weitere Exemplare solcher Objekte aufspüren ließen. Dabei kam sie zunächst auf insgesamt 55 potenzielle Objekte, von denen aber erst diejenigen ausgesiebt werden mussten, die nur den Anschein eines Protosterns erweckten. Zum Beispiel kann eine weit entfernte Galaxie aufgrund der Rotverschiebung optisch einem nahen Protostern gleichen.

Die Ausbeute

Mit den kombinierten Daten und durch sorgfältigen Vergleich ihrer Beobachtungen mit physikalischen Modellen von Protosternen und ähnlichen Objekten reduzierten Stutz und ihre Kollegen die Liste schließlich auf 15 zuverlässig identifizierte neue Protosterne. Die rötesten Quellen tauften sie nach dem Herschel-Instrument PACS, mit dem diese Entdeckungen gelungen waren, "PACS Bright Red Sources".

Und es sind die jüngsten Protosterne, die bislang beobachtet werden konnten: Staubige Gashüllen mit Massen zwischen einem Fünftel und dem Doppelten der Masse unserer Sonne. Sie werden von einem tief im Inneren eingebetteten Protostern "aufgeheizt" - auf derzeit gerade einmal 20 Kelvin. (red, derStandard.at, 24.3.2013)