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In der Nacht des "Feuermittwoch" trifft man sich im Freien und springt über loderndes Feuer. Das soll Glück und Lebensfreude für das neue Jahr bringen.

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Am Abend vor dem Frühlingsbeginn wird der Norouz-Tisch mit sieben Gegenständen gedeckt, die mit dem Buchstaben "S" beginnen.

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Norouz gibt es schon sehr lange. Die Geschichte des "neuen Tags" - die deutsche Übersetzung für Norouz - reicht weit in die Zeitepoche des ersten, altpersischen Großreichs, jenes der Achämeniden (770 bis 300 v. Chr.) hinein. Der anstehende Frühlingsbeginn wurde schon damals von Wissenschaftlern genau ausgerechnet und zum offiziellen Ende des Winters erklärt.

Weltweite Feierlichkeiten

Heute feiern laut Angaben der Vereinten Nationen mehr als 300 Millionen Menschen den Jahresbeginn und das Frühlingsfest. Die Feierlichkeiten finden seit 3000 Jahren überall auf der Weltstatt, wie die UN festhält: "Auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten.“ Darunter sind konkret Iraner, Kurden, Azeris, Afghanen, Uzbeken, Parsen, Tajiken, Turkmenen und viele weitere Bevölkerungsgruppen und Länder gemeint. Unter den Bedeutungen, die dem Fest zugetragen werden, sind Unterschiede festzustellen. Auch das Wort Norouz wird demnach unterschiedlich ausgesprochen: Newroz, Norus, Nowruz.

Astronomischer Frühlingsbeginn

Im persischen Kulturkreis beginnt das Fest mit dem astronomischen Frühlingsbeginn. Heuer ist dieser für den 20. März um 12.02 Uhr mitteleuropäischer Zeit angesetzt. Zu dieser Zeit findet auch der Jahreswechsel in das neue iranische Jahr 1392 statt.

Nach mehrfachen Schätzungen der hier lebenden Diaspora, sollen in etwa 20.000 Personen mit iranischen Wurzeln in Österreich leben. Im Iran selbst ist der Beginn des Norouz-Festes mittlerweile zu einer der bedeutsamsten Feiertage des Landes geworden: Ämter, Behörden, Schulen und Universitäten haben 14 Tage lang geschlossen - die meisten Geschäfte und Unternehmen schließen für fünf Tage in Folge.

Licht und Dunkelheit

In der Nacht des "Feuermittwoch", jenem letzten Mittwoch vor Norouz, treffen sich viele, um den "Chahar Shanbeh Souri" zu begehen, der zu den wichtigsten Ritualen des Neujahrsfestes gehört. Dabei trifft man sich im Freien und springt über loderndes Feuer. Das überspringen des Feuers soll Glück und Lebensfreude für das neue Jahr bringen und alles alte, negative hinter sich lassen.

Sieben "S" oder "Haft-Sin"

Am Abend vor dem Frühlingsbeginn wird der Norouz-Tisch mit sieben Gegenständen gedeckt, die mit dem Buchstaben "S" beginnen. Diese werden auf Persisch "Haft-Sin" genannt. Dazu zählen: "Sabze" (Weizen- oder Linsensprossen), "Samanu" (Pudding aus entkeimtem Weizen), "Sir" (Knoblauch), "Serke" (Essig), "Somagh" (saures Gewürz), "Sib" (Apfel) und "Senjed" (Mehlbeeren). Außerdem können "Sekke" (Münzen), "Sonbol" (Hyazinthe) und "Sepand" (eine wilde Raute) zur Dekorationstafel hinzugefügt werden. Die "S" stehen für Leben, Fröhlichkeit, Geschmack und Gesundheit.

"Hafes" oder "Zarathustra"

Darüber hinaus wird der Tisch mit einem Spiegel als Symbol für Glück verziert. Viele Feiernde kaufen sich zu Norouz auch einen oder mehrere Goldfische. Diese werden meist in einem kleinen, runden Wasserglas gehalten.

Als wichtiger Abschluss der Tisch-Verzierung wird das, für das iranische Norouz-Fest besonders wichtige Gedichtband "Diwan“, des persischen Dichters Hafes oder die im "Avesta” gesammelten Schriften des altiranischen zoroastrischen Priesters Zarathustra verwendet.

Familien- und Freundesbesuche

In den darauf folgenden Tagen finden Familien-, Freundes- und Bekanntenbesuche statt. Am 13. Tag des Norouz wird das Fest mit einem Picknick in der Natur; oftmals in der Nahe eines Flusses beendet. Die "Sabze“ (Weizen- oder Linsensprossen), die während des "Norouz“ am Tisch gewachsen sind, werden nun nach dem Spaziergang im Freien in den Fluss geworfen - dieses Ritual soll den Kreislauf des Lebens darstellen.

Festivität als Politikum

Nach Angaben von befragten kurdischen Vereinsvertretern sollen in Österreich auch zwischen 60.000 bis 100.000 Personen mit kurdischen Wurzeln leben. Das Neujahrsfest Newroz wird unter vielen politisch ausgerichteten Kurden mit einer Trauerminute eingeleitet und steht stellvertretend als Symbol für den Widerstand und gegen die Unterdrückung des kurdischen Volkes. Die 21 Zacken der kurdischen Flagge verweisen auf die 21 Tage bis zum Frühlingsbeginn im März hin. Die Dauer des kurdischen Newroz liegt bei etwa drei Tagen.

Newroz-Verbot

Besondere Brisanz bekommt das Fest vor allem in der Türkei und in Syrien: Dort waren die Feierlichkeiten für Kurden jahrzehntelang verboten. In der Türkei wurde das Fest erstmals wieder 1994 erlaubt. Seither wird Newroz als ein "alttürkisches Volksfest" auch von offizieller staatlicher Seite geführt. Das Fest wurde während der Herrschaft der Taliban auch in Afghanistan verboten. (Toumaj Khakpour, daStandard.at, 20.3.2013)