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Genau ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Hannah Arendts vieldiskutierte Studie Eichmann in Jerusalem im englischen Original erschien. Grund genug, dass dieser Tage in Wien ein internationales Symposion unter dem Titel "Eichmann nach Jerusalem" stattfindet, bei dem die Debatte um die "Banalität des Bösen" freilich nur eines von mehreren Themen sein wird, wie die Zeithistorikerin und Mitorganisatorin Linda Erker erläutert.

Neben Arendts Buch, das auch im Zentrum von Margarethe von Trottas sehenswertem neuem Film Hannah Arendt steht, habe es nämlich noch einige weitere Anlässe gegeben, sich 2013 in Wien mit Eichmann zu befassen. So war vor knapp zwei Jahren zwar zum 50-Jahr-Jubiläum des Eichmann-Prozesses im Justizpalast die Ausstellung "Der Prozess - Adolf Eichmann vor Gericht" zu sehen, die ursprünglich in Berlin gezeigt worden war. "Bei der Adaptierung der Schau für Österreich hat man es aber verabsäumt, die zahlreichen Bezüge Eichmanns zu Österreich stärker herauszustreichen", so Erker, die Assistentin am Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien und stellvertretende Obfrau des Vereins Gedenkdienst ist. "Deshalb wird es bei der Tagung auch ein eigenes Panel zur Vergangenheitspolitik in Österreich und Eichmann geben."

Besonderes Augenmerk werde bei der Veranstaltung, die das Institut für Zeitgeschichte gemeinsam mit dem Verein Gedenkdienst und dem Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien (VWI) organisiert, zudem noch auf die Tätergeschichte gerichtet, sagt Erker mit Verweis auf den Abendvortrag des Historikers Frank Bajohr - sowie auf die Rolle der Zeitzeugenschaft. "Beim Eichmann-Prozess konnten Überlebende des Holocaust oft zum ersten Mal von ihrem Schicksal erzählen. Das prägte nicht nur in Israel den Diskurs über die Shoah nachhaltig." (tasch, DER STANDARD, 20.03.2013)