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Die drei von der ORF-Geldtankstelle (v.li.): Böhm (Enterprise), Finanzdirektor Grasl, Kräuter (GIS).

Foto: APA/Techt

Wien - Es sitzen zu seiner Rechten und zu seiner Linken 850 Millionen Euro Umsatz: Also hob ORF-Finanzdirektor Richard Grasl Dienstag an, seine beiden neuen Geldbeschaffer vorzustellen. Im Funkhaus des ORF, wo ein Großteil jener prekär Bezahlten arbeiten, über deren Honorare die Führung Mittwoch wieder verhandelt. General Alexander Wrabetz versprach ein besseres Angebot.

Dienstag ging es um die Einnahmen des Öffentlich-Rechtlichen. 595 Millionen Euro aus Gebühren. Rund 250 Millionen aus Werbung.

Die Gebührentochter GIS führt nun Harald Kräuter. Der Kärntner leitete die Technik des ORF-Landesstudios Niederösterreich, wo Grasl Chefredakteur war. Die beiden haben auch familiäre Verbindungen, sagen ORF-Stiftungsräte.

Kräuter betreute zuletzt das ORF-Spar- und Strukturprojekt "Fokus". Das könnte nun Werner Herics übernehmen, der in der Generaldirektion gerade mit Boston Consulting den ORF analysiert. Kräuter führte vor Fokus das Investitionsmanagement in der ORF-Technik, bis er sich 2011 gegen Michael Götzhaber um diese Direktion bewarb. Stiftungsrat Götzhaber setzte sich durch.

Kompetenzzentrum GIS

Kräuter soll den Menschen "klarmachen, warum sie ORF-Gebühren zu zahlen haben", in Kampagnen etwa. "Vielfalt, Qualität, Output" rechtfertigten die Gebühren, sagt Grasl, und "all unsere Leistungen für Zuseherinnen und Zuschauer und für dieses Land".

Was der ORF wirtschaftlich und kulturell für das Land tut, ließ er von Wiener Publistikinstitut und Wifo darstellen. Mittwoch präsentieren Fritz Hausjell, Katharine Sarikakis und Oliver Fritz ihre Erkenntnisse.

Schließlich soll die Republik was für den ORF tun: ihm nach 2013 Gebührenbefreiungen abgelten und bald alle zahlen lassen (Artikel rechts). Kräuter sieht die GIS als "Kompetenzzentrum für neue Gebührenmodelle" - die TV-Haushaltsabgabe.

Um Werbeeinnahmen kümmert sich ab sofort Oliver Böhm als operativer Chef des Verkaufs. Ab 2014 leitet er die Werbetochter Enterprise allein.

2012 hat der ORF seinen Werbemarktanteil stabilisiert, in den ersten Monaten 2013 gar ausgebaut. Böhm will von 25 "Richtung" 40 Prozent TV-Werbemarktanteil wie in Deutschland. Er wünscht sich weniger Beschränkung für Onlinewerbung, eine auf 59 statt 49 Jahre erweiterte Werbezielgruppe (wie nun RTL) und Spots in der TVthek. Darüber dürfte die Medienbehörde nach Ostern entscheiden.

Für beide Jobs gab es keine gleich qualifizierten Bewerberinnen, sagt Grasl auf Standard-Anfrage. Sie wären vorzuziehen. (fid, DER STANDARD, 20.3.2013)