London - Die geplante Teilenteignung zyprischer Sparer sorgt bei der früheren Kolonialmacht Großbritannien für Aufregung. "Da sollen Kleinsparer ihres Schutzes beraubt werden", empörte sich die liberale Europa-Abgeordnete Sharon Bowles, die den Brüsseler Finanzausschuss leitet.

Analysten in London sagten am Montag der Eurozone erhebliche Turbulenzen voraus, die Aktien britischer Banken fielen um bis zu vier Prozent. Die konservativ-liberale Koalition stellte den rund 60.000 betroffenen britischen Staatsbürgern, darunter den 3000 auf Zypern stationieren Soldaten, Ausgleichszahlungen in Aussicht. Medien und Parlamentarier beurteilten die Einbeziehung von Sparguthaben bis 100.000 Euro in den europäischen Rettungsschirm durchwegs negativ. Statt den Zyprioten einen Rettungsring zuzuwerfen, habe Brüssel ihnen "einen Mühlstein um den Hals gehängt", schrieb die Financial Times. "Es handelt sich um die bewusste Wahl, ärmere Leute dafür bezahlen zu lassen, um reicheren zu helfen."

Viele Experten wiesen darauf hin, dass Brüssel erst kürzlich eine Garantie für alle Sparguthaben bis 100.000 Euro ausgesprochen habe. Sollte die Krise eskalieren, könnte dies "globale Auswirkungen" haben, glaubt Julian Jessop, Chefökonom bei Capital Economics. Hingegen halten die Analysten von Barclays die Ansteckungsgefahr für andere EU-Patienten für begrenzt. Einlagen in der Barclays-Filiale auf Zypern wären von der neuen Steuer betroffen, die Filialen der maroden zypriotischen Banken in London müssten keine Folgen fürchten. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 19.3.2013)