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Marc Janko (2. von rechts) fühlt sich im Kreis des Nationalteams wohl. Er würde sich aufstellen. Wie Koller denkt, weiß Koller.

Foto: APA/Jäger

Wien - Bei Marc Janko läuft momentan einiges unrund. Sogar mit dem unfallfreien Zitieren eines Sprichworts, einer Lebensweisheit, hat es nicht ganz geklappt. Der Ersatzkapitän des österreichischen Fußballteams sagte: "Ich wanke nicht, ich falle nicht." Gemeint hat der 29-jährige Mittelstürmer natürlich: Ich wanke, aber ich falle nicht.

Janko ist nach Wien gekommen, um endlich wieder wettkampfmäßig Fußball zu spielen. Am Freitag in der WM-Quali im Happel-Stadion gegen Färöer (20.30 Uhr). Und am 26. März in Dublin gegen Irland. Dort wird er Giovanni Trapattoni treffen, man kennt und schätzt einander aus gemeinsamen Salzburger Zeiten. "Es wird ein kleines Meet-and-Greet geben. Er ist ein großer Mensch und großer Trainer, und er hat mich nicht vergessen. Viel wichtiger als das Wiedersehen sind natürlich die Punkte für uns." Der Italiener Trapattoni ist der irische Teamchef.

In der Türkei wurde über Janko ein inoffizielles Berufsverbot verhängt. Zuletzt gehörte er nicht einmal mehr dem Kader von Trabzonspor an. Dabei trudelt der Klub im sogenannten Abstiegsstrudel, aber Trainer Kafkas ändert partout die verlierende Mannschaft nicht. Das ist sein gutes Recht. Janko: "Ich habe keine Erklärung für meine Nichtnominierung. Aus Selbstschutz sage ich nichts, man ist ja als Fußballer nur der Angestellte eines Vereins."

Am Montagvormittag ist Janko auf dem Trainingsplatz im Prater ein paar Runden gelaufen. Im Schneetreiben hat er mit den Mitspielern Bälle gegaberlt, und es hat Spaß gemacht. Die Flucht aus dem Alltag sagt er, sei gar nicht so schwierig gewesen. "In den Flieger einsteigen, in Istanbul umsteigen, in Wien landen. Fertig."

Janko würde Janko immer und überall aufstellen, weil er von seinen Qualitäten überzeugt ist. "Meine Kritiker haben derzeit Festwochen, das ist mir klar. Ich lasse mich aber nicht unterkriegen." Der Vertrag bei Trabzonspor läuft noch zwei Jahre. Das klingt bedrohlich.

Trotzdem Goalgetter

Jetzt ist Länderspiel. Und Janko ist mit 14 Treffern eindeutig der Goalgetter im Aufgebot. Generell sind die Legionäre nicht gerade in Überform, einige darben als Reservisten oder Teilzeitarbeiter. Ausnahmen bilden Andreas Weimann und Aleksandar Dragovic, die überzeugen bei Aston Villa beziehungsweise Basel. David Alaba ist und bleibt David Alaba, der im Nationalteam im zentralen Mittelfeld kickt. Da können ihn die Bayern noch so oft links in die Viererkette stellen. Weimann hat beim 3:2 gegen die Queens Park Rangers ein Tor erzielt und eines aufgelegt, er wurde zum "Man of the Match" gewählt. "Schön langsam bin ich in England ein bisserl bekannt. Ob ich am Freitag spiele, entscheidet natürlich der Trainer."

Teamchef Marcel Koller hat gleich nach der Zusammenkunft klargemacht, " dass eine Steigerung notwendig ist, alle müssen zulegen. Es geht um die WM-Qualifikation. Ich habe ein gutes Gefühl, es ist eine intakte Gruppe. Wer Selbstvertrauen benötigt, soll sich ein paar Stücke bei den Austrianern abzwacken. Die haben genug davon."

Martin Harnik wird am Dienstag erwartet, der Stuttgart-Legionär laboriert an den Folgen einer Grippe. Koller glaubt, "dass die Färinger nicht unseren Strafraum belagern werden. Sie werden hinten eine Mauer aufbauen." Einer seiner Vorgänger, Josef Hickersberger, wurde in Landskrona, es war am 11. September 1990, gefragt: Was passiert bei einer Niederlage? Hickersberger wurde von einem Lachkrampf gebeutelt. Am Tag darauf verlor Österreich 0:1. Hickersberger trat ab. Wie würde Koller bei einer Wiederholung dieser Pein reagieren? "Das ist zu lange her, einige Spieler waren noch nicht einmal geboren. Damit befasse ich mich nicht."

Janko hat Respekt vor den Färingern. Die sind am Montagabend in Wien eingetroffen. "Man muss immer auf der Hut sein." Namen von Gegenspielern konnte er keine nennen, "aber vielleicht wissen sie auch nicht, wer ich bin". Die drei Punkte seien Pflicht. "Sonst brauchen wir über die WM in Brasilien nicht reden." Soll heißen: Das Nationalteam wankt nicht, das Nationalteam fällt nicht. (Christian Hackl - DER STANDARD, 19.3. 2013)