Bild nicht mehr verfügbar.

Teichwirte und Fischereiverbände im Süden des Burgenlandes sehen in Fischottern und Kormoranen eine fischvernichtende Plage.

Foto: APA/dpa/Haid

Eisenstadt - Auch, wenn es nur schwer zu glauben ist: Demnächst wird der Frühling ausbrechen, traditionell zuerst im Burgenland. Und dort feiert man dann die explosionsartig erwachende Natur mit allerlei touristischen Events.

Abseits dieser Feierlichkeiten kämpft der pannonische Umweltanwalt - eine weisungsfreie Einrichtung des Landes - mit den Ärgernissen des Alltags und zuweilen mit den nicht nur metaphorischen, sondern den buchstäblichen Mühen der Ebene.

Geschützter Wald

Zum Beispiel jenen der Parndorfer Platte. Die ist - nicht umsonst stehen hier die meisten Windräder - eine besonders windige Gegend. Um der Bodenerosion in der baumlosen Agrarsteppe vorzubeugen, wurden Windschutzgürtel angelegt. Unlängst aber, erzählt Hermann Frühstück, der Umweltanwalt, sind wieder welche großflächig gekappt worden, so wie schon vor zwei Jahren. "Die Bezirkshauptmannschaft hat schon ein Verfahren nach dem Forstgesetz eingeleitet. Windschutzgürtel sind ja Schutzwälder, mit denen kann der Besitzer nicht nach Belieben verfahren."

Hermann Frühstück überlegt aber, auch von seiner Seite ein Verfahren nach dem Naturschutzrecht zu lancieren. Die Konsequenz der Radikalbeschneidung der Windschutzgürtel ("Das wird dann oft als , Verjüngung' dargestellt.") ist nämlich eine Vertreibung der Greifvögel, "insbesondere auch des seltenen Rotfußfalken und des Fischadlers". Die fänden dann weder eine Gelegenheit zum Horstbau noch überhaupt eine zum Ansitzen.

Windrad-Tabuzonen

Besonders bitter ist dies, da das Land Burgenland in Zusammenarbeit mit Vogelschutzorganisationen Nicht-Eignungszonen für Windräder ausgewiesen hat. Die gekappten Windschutzgürtel liegen aber in solchen Windrad-Tabuzonen, was den möglichen Schaden für die Vogelwelt klarerweise vervielfacht. "Die Fläche liegt zwar nicht im Natura-2000-Gebiet, die Waldverwüstung wirkt sich aber bis dorthin aus."

Weil Hermann Früstück - ein stiller Mann, den man sich gut als Bird-Watcher vorstellen kann - schon dabei ist, kommt er auch auf den Landessüden zu sprechen, wo unlängst Teichwirte und Fischereiverbände damit begonnen haben, die Kormorane und vor allem die Fischotter als fischvernichtende Plage hinzustellen, gegen die endlich etwas unternommen werden solle.

Der Umweltanwalt sieht darin eine zielgerichtete Kampagne, die letztlich zur Bejagung führen könnte. Und ergreift das Wort zum Plädoyer. "Das Ganze ist ein System", sagt er, "da kann man doch nicht einen - den Fischotter - als den Bösen hinstellen." Tatsache sei auch, dass vor allem Fischereiverbände die Flüsse mit Zuchtfischen besetzen, "die ihre Instinkte nicht entwickelt haben und deshalb eine leichte Beute für die Fressfeinde sind".

Gefundenes Fressen

Und für die Fischer klarerweise. Frühstück vergleicht das mit den Zuchtfasanen und -enten, die vor den großen Treibjagden ausgesetzt werden. Die erfreuen ja nicht nur das Herz des Jägers, die seien auch ein buchstäblich gefundenes Fressen für Fuchs und Marder. In den Flüssen feststellbar sei auch eine geringere Reproduktionsfähigkeit der natürlichen Population. "In der Themse hat man eine erschreckende Zunahme an Zwittern entdeckt, das ist bei uns nicht anders." Da könne aber der Fischotter nichts dafür, das seien teils landwirtschaftliche Gifte, "Hormone für die Tierzucht etwa". (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 18.3.2013)