Die USA reagieren auf die jüngsten Atomschlag-Drohungen Nordkoreas mit einem Umbau ihrer Raketenabwehr. Der Schutzschild im Westen Amerikas wird gestärkt, der von Russland besonders kritisierte Teil des geplantes Schildes über Europa fällt dafür weg. Für die Sicherheit der Europäer soll das nichts ändern.

Bis Ende 2017 würden in Alaska zusätzlich 14 bodengestützte Abwehrraketen aufgestellt, teilte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Freitag (Ortszeit) in Washington mit. Außerdem sei ein zweites Radarsystem in Japan geplant.

Im Gegenzug wird die Phase vier des geplanten Raketenabwehrsystems in Europa gestrichen. Dabei geht es um Raketen des Typs SM-3 IIB, die von Schiffen aus abgefeuert werden, auch Interkontinentalraketen abfangen können und vor allem dem Schutz der USA selbst dienen sollten. Sie sollten frühestens 2022 einsatzbereit sein. Die in Phase drei geplante Aufstellung von 24 Abwehrraketen sowie von Radaranlagen in Europa bis 2018 ist davon nicht betroffen.

"Wir wollen sie (die SM3 IIB) nicht länger aufstellen", erklärte der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, James Miller, in Washington. "Doch wir werden weiterhin dieselbe Anzahl stationierter Abfangraketen in Polen haben, die den ganzen NATO-Raum in Europa abdecken." Die Europäer würden keinen Unterschied in ihrer Raketenabwehr sehen.

Auch Hagel betonte, dass der Schutz Europas von der Umstrukturierung nicht betroffen sei. Die USA seien weiterhin der NATO-Raketenabwehr verpflichtet, sagte er. "Diese Verpflichtung ist eisenhart." Der Umbau stärke die Verteidigungsfähigkeit der USA, bewahre ihre Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten und mache "der Welt klar, dass die Vereinigten Staaten stark gegen Aggression stehen".

Wie Hagel weiter sagte, haben die USA China über diese Schritte informiert. Der Pentagonchef erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die zugespitzte Lage im Konflikt mit Nordkorea, aber auch den Dauerkonflikt mit dem Iran um dessen Atomprogramm.

Bisher haben die USA 30 Abfangraketen (ground based interceptors - GBI) an ihrer Westküste stationiert, davon vier in Kalifornien und 26 in Alaska. Die Verstärkung kostet laut Hagel eine Milliarde Dollar (764,18 Mio. Euro). Der Minister kündigte weiter an, dass Standorte auch an der US-Ostküste für mögliche weitere Abwehrraketen geprüft würden.

Auf der koreanischen Halbinsel bleibt die Lage angespannt. Nordkorea feuerte testweise zwei Raketen mit einer vermuteten Reichweite von 120 Kilometern ab. Das berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag unter Berufung auf Militärs. Die Raketen seien an der Ostküste vermutlich bei Truppenübungen abgefeuert worden. Die Tests könnten nach Meinung von Militärs eine Reaktion auf die laufenden südkoreanisch-amerikanischen Truppenübungen in Südkorea sein.

Nordkorea hatte jüngst den Waffenstillstand von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs sowie sämtliche Entspannungsabkommen mit Südkorea aufgekündigt. Das kommunistische Land reagierte damit auf die Ausweitung von UNO-Sanktionen und auf die Militärübungen in Südkorea. Die Vereinten Nationen hatten die Sanktionen wegen des nordkoreanischen Atomtests vom 12. Februar verhängt.

Der Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Schindler, hält Militäraktionen Nordkoreas mit gefährlichen Folgen für möglich. Einen Krieg dürfte der Machthaber Kim Jong-un jedoch nicht riskieren wollen, sagte Schindler der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Zu einem Nuklearschlag sei Nordkorea absehbar nicht in der Lage, es habe aber Fortschritte in der Nuklear- und Raketentechnik erreicht. "Wir dürfen Nordkoreas militärische Fähigkeiten nicht unterschätzen."  (APA, 17.3.2013)