Der zugegebenermaßen ermüdende Begriff Schuldentragfähigkeit hätte etwas mehr Beachtung über Fachkreise hinaus verdient. Es geht in etwa darum, welche Schuldenlast ein Land überhaupt schultern kann. Das hat neben der Höhe der Außenstände auch mit Wachstum, Neuverschuldung und Zinskonditionen zu tun. In Griechenland wurde dieses Kriterium sträflich vernachlässigt.

Es macht wenig Sinn, sich großzügig zu erweisen und hohe Kredite zu gewähren, wenn das Empfängerland diese nicht zurückzahlen kann. Deshalb sah sich Athen ständig mit Nachbesserungen konfrontiert. Nach den ersten Hilfen kam der Schuldenschnitt und dann im Herbst des Vorjahres ein neuerliches Maßnahmenpaket. Viel spricht dafür, dass Griechenland auch nicht in das gelockerte Korsett passt. Zypern ist auf dem Weg zum Klein-Griechenland, auch wenn "nur" noch von zehn Milliarden Euro an Hilfen die Rede ist. Das mag im Vergleich zur Griechenland-Hilfe ein Pappenstiel sein, im Verhältnis zur Wirtschaftskraft der kleinen Insel ist der Betrag immer noch üppig. Womit sich die Frage der Schuldentragfähigkeit stellt.

Mutiger und angesichts der riesigen, steuerschonend gebunkerten Vermögen auch gerechter wäre es, eine Beteiligung der Anleger ins Zypern-Rettungspaket zu schnüren. Da geht es auch, aber bei weitem nicht nur um die russische Mafia, wie mehrere österreichische Korruptionsfälle mit Zypern-Connection gut veranschaulichen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 16.3.2013)