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Dokumentierte Besitzerchronik: Um 1790 offerierte ein niederländischer Händler...

Fotos:Archiv / Rijksmuseum Amsterdam (A. Lelie); J. van Haeften (G. Dou)

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... Gerrit Dous Gemälde einer jungen Dame am Spinett. Nach einer Stippvisite bei Christie's wartet es nun in Maastricht auf einen neuen Besitzer.

Fotos:Archiv / Rijksmuseum Amsterdam (A. Lelie); J. van Haeften (G. Dou)

Mit 39 mal 32 cm ist das Bild nicht allzu groß, im Vergleich zu zeitgenössischen Formaten nachgerade klein. Es zeigt eine junge Dame am Spinett, und Gerrit Dou malte es jedenfalls vor 1665, als es der Leidener Johan de Bye erwarb. Seither wechselte das Bild mehrfach den Besitzer, jeder Einzelne davon ist namentlich bekannt. Etwa auch der Kunsthändler Jan Jansz, der das auf Holz gemalte Werk ab 1789 besaß. Der Beweis dafür hängt im Amsterdamer Rijksmuseum, konkret in Form eines Bildes (von Adriaan de Lelie), das eine Szene in seiner Galerie zeigt. 1927 gelangte es schließlich (für 25.000 Dollar) in eine kanadische Sammlung und geriet in der Fachwelt quasi in Vergessenheit. 2012 kam es über Christie's New York auf den Markt, wurde dort für 3,33 Millionen Dollar versteigert und buhlt nun im Zuge der Tefaf (The European Fine Art Fair) in Maastricht (bis 24. 3.) um die Gunst kaufkräftiger Klientel.

Etwas mehr als 260 Aussteller locken hier innert zehn Tagen jährlich etwa 72.000 Besucher, 44 Prozent davon kommen aus dem Ausland, wobei der Anteil an solchen aus Asien sukzessive wächst. So weit die Koordinaten der weltweit wichtigsten Kunst- und Antiquitätenmesse, die international Standards setzt(e).

Zurück zum aus London angereisten Altmeisterspezialisten: Mit etwa 4,5 Millionen Dollar beziffert er seine monetären Erwartungen für diesen Dou, und Johnny van Haeften gehört damit zu jenen Kunsthändlern, die mit derartiger Transparenz keinerlei Problem haben. An den Maastrichter Messekriterien orientiert, rangiert dieses Bild eher im mittleren Preissegment. 14 Millionen Dollar hat beispielsweise Otto Naumann (New York) veranschlagt, und dafür gibt es ein von Velázquez gepinseltes und vor kurzem vom vergilbten Firnis befreites Herrenporträt. Im Dezember 2011 hatte Naumann es für 4,7 Millionen Dollar bei Bonhams (London) ersteigert.

Neben Ankäufen aus Privatsammlungen gehört das Stöbern im Angebot von Auktionshäusern auch beim etablierten Kunsthandel zum Alltag. Marktfrische ist Kunstkäufern offensichtlich weniger wichtig, als man gemeinhin annehmen würde. Dazu gewährt der etablierte Kunsthandel wichtiger Klientel, etwa Museen, anders als das schnelllebige Auktionsgeschäft auch langfristige Finanzierungsmodelle.

Siamesische Vitrinenpaare

Im redensartlichen Sinne kocht man in Maastricht ebenfalls nur mit Wasser, bisweilen leider auch im negativen Sinne. 1914 fand in Leipzig die (erste) internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik (Bugra) statt, für die einer der österreichischen Aussteller (Christoph Reisser's Söhne) Josef Hoffmann mit der Standgestaltung beauftragte. Dazu gehörten auch zwei siamesische Vitrinenpaare, die noch 2005 bei der Galerie bei der Albertina (Wien) mit ihrem originalen Zustand begeisterten. Dann wurden sie an einen Händlerkollegen verkauft und irgendwann auch baulich getrennt. Um diesen Eingriff zu kaschieren bekamen die betroffenen Seitenwände neue Furnier verpasst. Eine Manipulation, die wohl den Verkauf der nunmehr vier Büchervitrinen zu je 70.000 Euro erleichtern sollte, wiewohl sie nicht zu den strengen Jurybestimmungen der Tefaf passen, gemäß derer beispielsweise nicht einmal ein einzelnes Sessel- oder Tischbein ergänzt werden dürfte.

Bloß liegen Theorie und Praxis bisweilen eben auseinander. Janssens van der Maelen ist Aussteller der Sektion Antiquitäten, für die sich die Designjuroren offensichtlich nicht zuständig fühlen.

Den authentischen Österreich-Bezug bieten andere: Wienerroither & Kohlbacher mit herrlichen Klimt- und Schiele-Blättern sowie Wolfgang Bauer (Bel Etage), der schon vor der Eröffnung acht Jugendstilexponate ab Katalog weiterreichte. Sogar die aus dem britischen Leeds angereisten Tomasso Brothers pflegen Wien-Affinität, etwa mit dem Perlmutt-Modell des 1821-24 erbauten Äußeren Burgtors (85.000 Euro), das dem international geläufigen Kunstkammer-Anspruch mehr als nur gerecht wird. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 16./17.3.2013)