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In der neuen PS4 kommt eine SoC-Lösung von AMD zum Einsatz, die im Gegensatz zu einem typischen PC-Prozessor (siehe Bild) CPU und GPU vereint.

Foto: EPA/JAGADEESH NV

Stellte Chip-Hersteller Nvidia mit dem Grafikprozessor RSX noch einen Teil der technologischen Basis der PlayStation 3, setzt Sony bei der PlayStation 4 (PS4) exklusiv auf einen Prozessor und Grafikchip des Konkurrenten AMD.

Damit ist AMD der große Nutznießer der neuen Spielkonsolengeneration. Denn neben Sony baut Nintendo ebenso auf einen Grafikchip des kalifornischen Spezialisten und zumindest gerüchteweise vertraut auch Microsoft bei seiner nächsten Xbox auf eine Lösung aus dem Hause AMD. Das Herzstück der Konsolen, der Grafikprozessor, kommt daher bei allen neuen Heimsystem der "großen Drei" aus einer Hand.

Ein Hersteller, unterschiedliche Lösungen

Weshalb gerade AMD die Plattformhersteller für sich gewinnen konnte, ist nicht pauschal zu beantworten. Nicht zuletzt, weil derartige Geschäfte zumeist strengen Schweigeverpflichtungen unterliegen. Technisch gesehen lässt sich aber schon anhand der einzelnen Konfigurationen einiges herauslesen. Nintendo etwa wollte mit der Wii U die Abwärtskompatibilität zu bestehenden Wii-Spielen sicherstellen und musste sich damit zwangsweise auf einer Weiterentwicklung des alten IBM-Prozessors und AMD-Grafikchips bedienen.

Sony hingegen wollte für die PS4 drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Hardware sollte PC-ähnlich, sparsam und leistungsstark sein. Um dies zu erreichen, benötigte es ein integriertes X86-System, dass CPU und GPU auf einem Chip vereint. Und hier kam AMD wohl wie gerufen. Zwar ist bei X86-Prozessoren Intel aktuell nicht nur Markt-, sondern auch Leistungsführer, doch AMD hat sich seit dem Kauf des Grafikspezialisten ATI (2006) in den vergangenen Jahren auf Kombinationslösungen, sogenannte "System on a Chip"-Designs (SoC), spezialisiert. Eine dieser, wenngleich von Sony angepassten, SoC-Lösungen nutzt nun die PS4.

Darf man den durchgesickerten Insider-Berichten Glauben schenken, baut aus ähnlichen Gründen auch Microsoft auf eine SoC-Konfiguration von AMD.

Eine Frage der Profite

Abseits der technischen Anforderungen ist ein Millionen-Deal zur Bereitstellung einer Konsolenarchitektur aber nicht zuletzt eine Frage des Preises. Angesichts massenmarktfreundlicher Konsolenpreise müssen beide Seiten (Chip-Hersteller und Auftraggeber) peinlich genau auf die Kosten achten. Anders als bei Smartphones oder Tablets werfen PlayStation und Co. keine oder nur geringe Profite ab. In den ersten Jahren werden Konsolen oftmals sogar mit Verlust verkauft.       

Ein hartes Geschäft, auf das sich AMD-Mitbwerber Nvidia nicht noch einmal einlassen wollte. "Ich bin sicher, dass Verhandlungen geführt wurden, doch wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir zu den gebotenen Konditionen keine Geschäfte machen wollen", sagt Nvidia-Manager Tony Tamasi in einem Interview mit Gamespot auf die Frage, weshalb keine Nvidia-Technologie in der PS4 steckt. "Nachdem wir bei der ersten Xbox und der PS3 dabei waren, kennen wir das Konsolengeschäft und die damit verbundenen Kompromisse."

Eine Frage der Ressourcen

Schlussendlich müsse man sich entscheiden, welche Ziele man verfolgt und welche Chancen man damit ungenutzt lässt. "Man hat nur eine begrenzte Anzahl an Ingenieuren und Ressourcen und wenn wir Chips für Sony und Microsoft entwickeln würden, könnten wir dadurch vermutlich keine anderen Geschäfte machen", so Tamasi. Neben Grafikkarten für Desktop-PCs forciert Nvidia die Entwicklung von Mobile-Plattformen für Smartphones und Tablets. Daneben baut man eine Server-Architektur für Game-Streaming auf.

AMD dürfte mit den Konsolen seine eigene Nische gefunden haben. Eine Nische, die dringend benötigt wird. 2012 schrieb der Hersteller einen Verlust von über einer Milliarde Dollar. Anfang der Woche wurde die Zentrale in Austin verkauft, um 164 Millionen Dollar flüssig zu machen. Nicht nur Sony, Microsoft und Nintendo werden daher auf eine erfolgreiche, neue Konsolengeneration hoffen. (zw, derStandard.at, 13.2.2013)