"Finanzcockpit" soll Wissenslücken schließen.

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Wien - Um die Finanzkompetenz der Österreicher ist es schlecht bestellt. Das geht aus einer Studie des niederländischen Finanzunternehmens ING aus dem Jahr 2012 hervor. Lediglich 26 Prozent der tausend befragten Österreicher konnten vier von fünf Fragen im Onlinetest richtig beantworten - dies war gemeinsam mit Polen der schlechteste Wert unter den elf befragten Nationen.

Um gegen diesen Trend anzukämpfen, will die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) verstärkt bei der Jugend ansetzen. Auf die bisherigen Maßnahmen, wie etwa Lehrerseminare, Schülerwettbewerbe oder eine Euro-Tour an Schulen folgt nun das Onlinetool "Finanzcockpit". Dabei sollen Jugendlichen ab 16 Jahren die Zusammenhänge in der Finanzwelt spielerisch nähergebracht werden; vor allem das Zusammenspiel von Risiko und Ertrag bei Veranlagungen steht im Zentrum.

Setzen auf die Lehrer

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny macht hier "erheblichen Nachholbedarf" aus. Er sieht die Schulen in der Pflicht, Finanzwissen in angemessener Form zu vermitteln. So gehöre etwa transparent gemacht, dass höherer Ertrag immer auch mit höherem Risiko verbunden sei. Finanzthemen fänden im Unterricht derzeit "zu wenig Beachtung", jedoch seien auch positive Signale zu vernehmen: "Die Bereitschaft der Lehrer ist groß", sagt Nowotny.

Das "Finanzcockpit" teilt sich in vier Module auf. Zuerst wird mithilfe eines Fragebogens ein Profil des Befragten erstellt - 53 Prozent der Österreicher erweisen sich dabei als "sicherheitsbewusster Anlegertyp". Anschließend gilt es, ein Portfolio aus den verschiedenen Anlagetypen zusammenzustellen und damit die Gewinn- bzw. Verlustspanne über einen ausgewählten Zeitraum aufzuzeigen. Hätte man beispielsweise vor zehn Jahren 10.000 Euro angelegt, hätten ein Sparbuch (12.468 Euro) und österreichische Staatsanleihen (16.576 Euro) den geringsten Gewinn abgeworfen. Aktien des ATX (22.399 Euro) und vor allem Gold (38.921 Euro) erzielten in diesem Zeitraum die größte Rendite. Kosten, wie etwa die Kapitalertragssteuer oder Bankgebühren, werden bei der Berechnung jedoch unter den Tisch gekehrt.

In den beiden letzten Modulen werden Fachbegriffe erklärt und in einem Quiz abgefragt. (Josef Saller, DER STANDARD, 15.3.2013)