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Da fährt er hin, mit seinem Benz. Vielleicht steigt der Papst in Zukunft auf Volkswagen um.

Foto: ap/schlueter

Das Busfahren kann sich Jorge Mario Ber goglio jetzt wohl abschminken. Auch Armenviertel wird Papst Franziskus kaum mehr heimsuchen. Nicht weil Rom keine vorzuweisen hätte. Aber weil der Vatikan für den argentinischen Pontifex eher keine Ausnahme machen wird.

 Wenn der neue katholische Oberhirte seine Schäfchen künftig sehen will, wird er dies vom Balkon aus tun müssen – oder hinter einem Plastikgehäuse, das dem Papamobil übergestülpt wird. So sieht es das gestrenge Ritual vor.

Bescheidenheit demonstrieren kann der Papst schon eher bei Hochämtern im Petersdom oder in Fußballstadien. Auch der Verzicht auf das Hermelinmützchen des Vorgängers käme gut an, ebenfalls abrüsten ließe sich bei Brokat und Schmuck. Was Mobilität betrifft, regiert ohnehin Bescheidenheit. Denn der Papst wird – angesichts seines Alters eher früher denn später – auf einem Brett durch die Massen rollen. Im Vatikan nennt man die mit Teppichen ausstaffierte und geländergesicherte Kiste auf Rädern natürlich nicht so. Mobile Plattform klingt auch viel moderner. Die päpstlichen Gemächer hingegen wird der Mönch eher nicht gegen ein Appartement eintauschen, wie in Buenos Aires praktiziert.

Intakte Chancen

Vor diesem Hintergrund sind Reformen vom theologisch wie gesellschaftspolitisch als erzkonservativ beschriebenen Jesuiten am ehesten im Fuhrpark zu erwarten. Bei den gut 60 Fahrzeugen schlummert Sparpotenzial, ist er über die Jahre doch sehr heterogen geworden. Kaum ein Autobauer, der den Vatikan nicht mit einem Papamobil (zwangs)beglückte. Legendär die Übergabe eines Phaeton an Benedikt XVI. durch VW-Chef Bernd Pischetsrieder 2006.

Die Chancen der Wolfsburger, im katholischen Olymp mit Papamobilen zu reüssieren, sollten intakt sein. Argentinien und VW, das hat Tradition. Als Autoverkäufer könnte ein letztes Mal Viktor Klima ausrücken. Wer, wenn nicht der emeritierte Chef von VW Argentina (mit Ex-Kanzlerbonus), sollte Franziskus eine Oberklassenkutsche besser aufschwatzen können? (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 15.3.2013)